20
Gründen sein Fortzug dem guten Herzog von Weimar wehe
thun könnte!
Diese Züge — sprechend genug für den trefflichen Menschen
im Dichter, erschöpfen die großen Eigenschaften seines Geistes
und Herzens noch nicht; Schiller gehörte nicht zu jenen Män—
nern, die in dem engen Kreise der Eltern- und Kindesliebe,
der Freundschaft und Dankbarkeit, der Pflicht und Sorge für
das tägliche Leben vollständig aufgehen; er war so ungewöhn—
lichen Sinnes, daß er Blick und Herz noch über die Schranken
des Hauses und sympathischer Beziehungen hinaus für das
Loos des Nebenmenschen, des Vaterlandes, ja der gesammten
Menschheit offen hielt! Denn lehrend und erhebend ist er ohne
Unterlaͤß für die höchsten Ziele thätig, er trauert mit den Be—
trübten, er freut sich mit den Frohen, er reicht die Hand den—
jenigen, die ungewiß ihres Weges sind, er gießt Feuer der Be—
lebung in Herzen, die ersterben wollen, er richtet nach dem
Ideale den Blick derjenigen, die der Last des Tages und des
Gemeinen erliegen wollen; — da ruft er den Künstlern zu:
Der Menschheit Wuͤrde ist in eure Hand gegeben,
Bewahret sie!
Dort mahnt er die Egoisten und Kaltfinnigen:
Die Liebe macht den Himmel
Himmlischer — die Erde
Zu dem Himmelreich!
Da muntert er den arbeitsamen Bürger auf:
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis;
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß!
Er tritt durch verschlossene Thüren zu dem Einsamen und
mahnt ihn zur Freundschaft — und wieder steht er warnend