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Schwäche der Europäischen Reiche, von denen
immer das Ende heißt: Oestreich über alles!
Welchen Nachtheil für Oestreich, dieser Man—
gel an guten statistischen Kenntnissen unter den
Staatsgliedern, zur Folge habe, ist leicht begreif—
lich. Man hält es für Schande, ruhmwürdige
fremde Beispiele nachzuahmen, man glaubt, es
sey unnöthig, sich nach auswärtigen Mustern, die
Kleider etwan ausgenommen, zu bilden, der ein—
mal angenommene Geschmack behauptet sein
Verjährungsrecht, das Reisen in fremde Länder,
wird vom großen Haufen, als etwas ganz über—
flüßiges angesehen, und dem patriotischen Oest—
reicher genüget, seine Studien auf einer va—
terländischen hohen Schule vollendet, oder als
Professioniste, Ungarn und Böhmen gesehen zu
haben. Dieses zusammen genommen, was wir
von den Hindernissen der Kultur in Oestreich
bisher erzählten, giebt sonnenklar zu erkennen,
daß in diesem Staat, Männer von reifen Ein—
sichten, ausgebreiteter Gelehrsamkeit, gebildetem
Herzen, weit seltner als anderswo, anzutreffen,
und eben daraus manche widrige Fälle für Oest—
reich herzuleiten seyjen. Die Hauptstadt ist
überzeugt, daß es blos auf den Kais. Hof an—
komme, heute von Baiern, morgen von Schle—
sien