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„nimm €$ hin und gebrauch e8 zu deinem Beften,
3 fann zugleich ein Geburtstagsgefchenk fein.“ Freu:
dig überrafht fuchte der Sefell nach Worten des
Dankes, allein der Meifter wehrte ihm und fprach:
„Erzähl ung lieber deine Lebensgefhichte, gewißlich
zeigt e8 fi dabei, daß du einem andern mehr Dank
fhuldeft als uns, und wir wollen fehen und hören,
wie dır diefe Pflicht erfüllt haft. Ich weiß von mir
felbft, daß man oft dem am wenigften dankt, dem
man das meifte fhuldig ift.“ — Der Fremde erzählte
Hierauf das Folgende:
„Wie ih fhon berichtet, heiße iH Franz Uth-
mann und bin zu Breslau in Schlefien am 19, Ja-
nızar 1509, Montag nach Pauli Bekehrung, geboren.
Heut bin ih demnach 28 Jahr alt, und Freud und
Veid, gute und böfe Tage find an mir vborübergegangen,
Noch zählte ih nicht 12 Monate, da war ih fchon
eine elternlofe Waife. Mein Großvater war ein rei:
cher und angefehener Kaufmann und Ratsherr zu
Breslau. Er hieß Hieronymus Uthmann, und niemals
ift’8 ihm wohl eingefallen, daß fein Enkel als armer
Schuftergefelle werde in der Welt umberirren. Mein
Vater Nifel unterftüßte den Großvater in feinem weit
ausgedehnten Sefhäft und unternahm insbefondere
die Reifen, welche die Handelsverbindungen erforderten.
Als er wieder einmal — 3 Monate nach meiner
Seburt — die eingefauften Waren aus der Laufib