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und Spott getrieben, sonderlich mit heiligen Männern, und
sich aus Rache oder Habsucht an fremder Habe vergriff!“
Zuletzt aber sagte er: „Weil aber die Barmherzigkeit
Gottes groß ist, möcht' ich auch wohl vermeinen, es
könnten ihm seine vielen Sünden vergeben werden und er
im Fegefeuer das Seinige noch abbüßen!“
Da er mit der Predigt zu Ende war, schickte er die
Mönche nach Hause, das Volk ging kopfschüttelnd von
dannen, er aber stieg in Eppelein's Gemach hinauf, weil
ihn die Freunde auf ein Glas Wein einluden.
Als er sich nun niedergesetzt hatte, sagte Wolf von
Wurmstein: „So haben wir unseren guten Eppelein ver—
loren! Wo mag er jetzt wohl sein?!“
„Hab's schon gesagt,“ entgegnete der Prior, „im
Fegefeuer!“
„Wär schon recht!“ sagte Eppelein, der mit einemmal
aus der nächsten Thüre trat. „Vordersamst bin ich noch
auf der Welt!“
Der Prior fiel vor lauter Schrecken fast vom Stuhl,
als er die Worte vernahm.
„Was ist denn das!“ stotterte er, „Ihr lebt?!“
„Glaub's gern,“ rief Eppelein, „daß ich leb'! Und bin
ich lebendiger gar nie gewesen! Du heilloser Gesell, was
hast denn Du gesagt, ich hätt' viel Uebles gethan, daß Du
baß an meinem ewigen Leben zweifelst!“? Soll Dich ja
gleich das Wetter erschlagen, weil Du so lügst, Du Ehr—
abschneider! Aber ich will mich nicht rächen! Da setz'
Dich her und trink! Der Doktor hat seine Arzenei ge—
trunken, Dir soll's besser werden! Aber trink, sag' ich,
sonst sollst Du den Eppelein kennen lernen!“
Da mußte der Prior an den Wein, und schon er das
Wenige nicht vertragen konnte, setzten ihm doch Eppelein
und seine Gesellen so zu, daß er bald nicht mehr wußte,
ob er ein Ketzer, oder katholisch sei. Als er am andern
Morgen erwachte, sah er sich in einem Zimmer mit dem
Doktor Rehm, dessen Gesicht vor lauter Arzenei ganz
grün und gelb war. Er glaubte also, der Doktor sei am
Sterben und wollte ihm zusprechen, obschon er selber
noch nicht reden konnte. Aber er kam nicht dazu, denn
Eppelein und seine Freunde traten ein, nahmen ihm einen