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satz sehr wohl dienen und wird uns sicherer zum Ziele führen,
als wenn wir nun wieder irgend eine neue selbsterdachte Theorie
zu Grunde legten. Und dass dieser Weg der richtige ist ‚wird
ıns noch von vornherein durch einen besonderen Umstand be-
stätigt: Dem heiligen Hieronymus erschien im Jahre 374 ein
Traumgesicht, das ihn bewog, feierlich und gänzlich der Beschäf-
tigung mit den „litterae seculares“ zu entsagen, um sich fortan
nur noch der Erforschung der göttlichen Weisheit zu widmen.
Daber galt dieser Heilige von jeher als der eigenste Vertreter
der „litterae divinae“ im Gegensatze zu den „litterae seculares“,
Wie volkstümlich gerade dieser dritte aus der Reihe der „4 gros-
sen Kirchenväter‘“ zu Dürers Zeit war, ersehen wir ja schon aus
Jer Thatsache, dass Dürer ihn ausser auf jenem Stiche vom Jahre
1514 noch fünf Mal in volkstümlichen Blättern verewigt hat, in
Holzschnitt, Radierung und Kupferstich. Es ist ein merkwürdiger
Zufall, dass auch der älteste Holzschnitt Dürers, der überhaupt
zum Abdruck gelangt ist, einen Hieronymus im Gehäus darstellt.
Es ist jene kindliche Illustration aus der Basler Gesellenzeit, die
der Ausgabe. des Hieronymus, Basel 1492, als Titelbild diente.*
Das Traumgesicht aber, welches den Heiligen Zur Abkehr von
den weltlichen Wissenschaften veranlasste, wurde gerade zu Dürers
Zeit in volkstümlichen Schriften immer wieder erzählt. (Vgl. dazu
unten Kap. 7.)
Für die Erklärung des Gegenbildes dieses allbekannten Ver-
treters der göttlichen Wissenschaften, für die Melancholie, dürfen wir
also getrost von dem Begriff der weltlichen Wissenschaften aus-
zehen, müssen uns aber klar zu machen ‘suchen, was man im
Mittelalter und zu Dürers Zeit unter weltlichen Wissenschaften
verstand. Die Entwicklung und Wandlung dieses Begriffes im
Laufe der Jahrhunderte ist höchst interessant.
Das gesamte profane Wissen wurde bei Beginn des Mittelalters
eingeteilt in sieben Teile, die man in gefestigtem Schema schon aus
dem hellenistischen Altertume und aus Terentius Varro, dem Zeitge-
nossen Cicero’s, übernahm. Es sind dies: Grammatik, Rhe-
ı Abb. bei Weisbach, der Meister der Bergmann’schen Of-
fizin 1896 und bei Daniel Burkhardt, Dürers Aufenthalt in Basel
1892 S. 24.