Volltext: Geschichte der Reichsstadt Nürnberg

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weißen Thurm und dem Spittlerthor), die Mostgasse, die 
Schlotfegergasse, die Waizenstrasse, Mohrengasse, die drei 
Kreuzgassen, und endlich auf dem rechten Pegnitzufer der 
Maxplatz (der neue Bau); eben so ist das heutige „neue 
Thor“ auf einem gegen das alte mehr vorwärts gelegenen 
Platze erbaut worden. 
Die Verschönerung, welche im Innern der Stadt vorge⸗ 
nommen werden konnte, gründete sich, wenn anders die 
Chronisten recht berichten, auf einen Akt der Ungerechtigkeit. 
Es mußten nämlich die Juden ihre Häuser verlassen, welche 
sie damals mitten in der Stadt besaßen; durch Niederreißen 
derselben gewann man einige große freie Plätze, den heutigen 
Marktplatz und den Obstmarkt, welche sodann auf zweck— 
mäßigere Art und weniger winkelig als vorher, mit neuen 
Gebäuden umgeben wurden. 
Die Veranlassung hiezu wird in den Chroniken der Stadt 
folgendermaßen erzählt: Der Rathsmann Ulrich Stromer 
befand sich öfters am kaiserlichen Hofe, und stand bei Karl 
in besonderer Gunst. Ihm gegenüber sprach einst der 
Kaiser seine Freude an der Stadt Nürnberg aus, wie sie 
dem römischen Reich sehr wohl gelegen, wie er gedächte, 
dort seine größte Wohnung aufzuschlagen, und daß es so 
schöne und lustige Häuser, auch schöne und weite Gassen 
allda hätte. 
Darauf antwortete Stromer: O aller sieghaftester Kaiser, 
zu allen Zeiten ein Mehrer des Reichs! — Ja, wenn die 
Juden die allerlustigsten, besten und schönsten Häuser und 
Flecken nicht inne hätten, denn derselben sind viel, die über 
und unter der Erde die köstlichsten Gebäude besitzen, und 
die Diener Christi in den Winkel drücken; man möchte schier 
zweifeln, ob Christus oder Moses seinen Sitz bei uns hätte; 
doch will ich der kaiserlichen Kammer nichts abgeschlagen 
haben.“ 
Dies vorsichtige Anhängsel seiner Rede zeigt, daß Stro⸗
	        
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