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Bedeutsamkeit gewonnen hat, haben sie sich bewahrt acht
Jahrhunderte lang. Als die Macht der Kaiser unterging,
erlosch der Glanz der Städte, man hat es nicht verstanden,
oder stolz verschmäht, das Reich auf diesen festen Grund—
steinen neu aufzubauen.
Wie sich nun aber auch die Verhältnisse gestaltet haben
mögen, gedankenvoll steht der Nürnberger im Hofe seines
Rathhauses, und schaut hinauf nach der so trostlos auf
ihn herabblickenden Stelle, an welcher durch einen verderb—
lichen Hader, einen verheerenden dreißigjährigen Krieg der
Prachtbau unterbrochen worden, und jene Steine, die nun
schon seit länger als zwei Jahrhunderten auf ihre Ver—
einigung zu einem schönen Ganzen vergebens harren, sind
ihm die Marksteine der Blüthe seiner Vaterstadt, sie sind
Marksteine deutscher Größe und Herrlichkeit!
Aber die vergangne Zeit ist unwiederbringlich dahin, und
wer möchte sie wieder heraufbeschwören unverändert mit allen
ihren Mängeln? Eine neue Zeit ist gekommen, ihren An—
forderungen besonnen Rechnung zu tragen, das ist die Auf—
gabe des lebenden Geschlechts. Auch in den Hallen der
alten Kaiserburg, so lange leer und verödet, regt sich wieder
neues Leben, Bayerns erhabenes Herrscherpaar ist dort ein—
gezogen, und auf den König, der mit sicherem Blicke ihren
Werth erkannt, sieht die Stadt mit festem ruhigem Ver—
trauen.
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