Metadaten: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

finden, aber er mag Trost aus dem Worte unseres großen Goethe schöpfen, das 
mir gerade in der letzten Zeit in's Gedächtnis gekommen ist: „Es bellt der Spitz ꝛc.“ 
Und das Nürnberger Tageblatt vom 1. November 1886 bemerkte: .... Der 
Oratorien-Verein ist eingegangen. . . .. Dagegen tritt unser Lehrergesangverein 
wiederholt auf den Plan, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, scheint er die 
künstlerische Führerschaft der hiesigen Gesangvereine nach und nach 
erringen und behaupten zu wollen. .... Das Theater war gut besetzt und der 
Beifall ein außerordentlicher. 
Dieser Hinweis auf den zu Grabe gegangenen Oratorienverein gab aufs neue 
Anlaß, den schon mehrmals aufgetauchten Gedanken, ob der Verein nicht auf eine 
breitere Basis gestellt werden sollte, als bei der Gründung, näher zu treten, und 
so kam im Jahre 1889 ein Kartellverband des Lehrergesangvereins und des 
Müllerschen Damenchors zu stande, infolgedessen der Lehrergesangverein daran 
gehen konnte, größere gemischte Chorwerke mit Orchester, Oratorien zur Aufführung 
zu bringen und sich so an das Höchste zu wagen, was auf dem musikalischen Ge— 
biete vorhanden ist, und dadurch die größten Erfolge nach jeder Seite zu erringen. 
Die Bemühungen wurden vom besten Erfolg gekrönt. Warum auch nicht, 
da das Bedürfnis gegeben und in hiesiger Stadt seit dem Jahre 1885 kein größerer 
gemischter Chor zur Aufführung solcher Werke vorhanden war. Die Aufführung 
des „Requiem“ von Brahms ertrug im Rathaussaale 2260, und bei der Wieder— 
holung in der elektrisch beleuchteten Lorenzkirche 3296 M, sodaß an den Baufonds 
der Sebalduskirche 2700 M abgeliefert werden konnten, ein bisher ganz beispielloser 
Erfolg, sowohl nach der materiellen Seite, als nach der ideellen. Kein Wunder, 
daß er den Wunsch rege machte, es möge aus der so herrlich gekrönten Vereinigung 
beider Chorkörper etwas Festes, Dauerndes hervorgehen, dessen Herbeiführung auch 
mit Umsicht und Energie in die Hand genommen wurde. Noch ehe dies zu stande 
kam, wurde auf der bisherigen Grundlage die Aufführung von zwei neuen, hoch— 
bedeutenden Werken vorbereitlet, von denen das eine, Max Bruch's „Glocke“ am 
10. und 17. November, das andere „Missa soloemnis“ von Beethoven am 17. März 
vor ausverkauften Sälen zur Aufführung gelangten und allgemeines Aufsehen er— 
regten. Desto mehr ist zu verwundern, daß die geplante Verschmelzung nicht zu 
stande kam; der Vorschlag, sich jährlich zur Aufführung zweier klassicher Konzerte zu 
verpflichten, wurde — vielleicht auch bloß äußerlich — der Stein zum Anstoße. 
Das Resultat längerer Verhandlungen präzisiert Vorstand Ries im Jahres— 
berichte 1889/90 dahin, daß er in der Lösung des Verhältnisses die einzige Mög— 
lichkeit erblicke, die beiderseitigen Vereinsinteressen zu wahren. Wer die Bestrebungen 
des klassischen Chorgesangvereins bisher unterstützt habe, könne es auch ferner thun, 
gleichviel, ob er aktives oder passives Mitglied des Lehrergesangvereins sei; der 
klassische Chorgesangverein wolle nicht als Gegner des Lehrergesangvereins, sondern 
als ein neben demselben stehender Verein betrachtet werden. 
Der bisherige Vorstand und Dirigent verblieben bezw. übernahmen in dem 
klassischen Chorgesang die Leitung, infolgedessen im Lehrergesangverein eine Neuwahl 
stattfinden mußte, die als Vorstände die Herren Rohn und Ph. Geyer, als Dirigenten 
Wunderlich und Linnert ergab. Nach dem Vorhergegangenen stand man im Lehrer— 
gesangverein quasi vor einem neuen Anfang; aber es war ein Anfang, der nicht 
entmuͤtigen konnte. Mit Eifer und Fleiß wurde ans Werk gegangen; dafür sind 
Beweise die in der 2jährigen Periode 1890 am 1. Februar aufgeführten größeren 
Werke „Coriolan“ von Lux, „Allmacht“ von Schubert-Liszt, „An die Künftler“ von 
Liszt, Hegars „Totenvolk“ und „Hymne an den Gesang“, Brambachs „Aleestis“ 
unter Mitwirkung des Theatersängers Dörwald und des Frl. Liebermann, Bruchs 
„Vom Rhein“, Rheinbergers „Dornröschen“, „Pilgerchöre“ von Waaner, der vielen 
kleineren Chorleistungen gar nicht zu gedenken. 
Der Verein erstarkte immer mehr und konnte 1891/92 148 aktive und 180 
passive Mitglieder aufweisen; es herrschte auch die schönste Harmonie, sodaß nichts 
zu wünschen übrig blieb. Da kamen neue Verwicklungen.
	        
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