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Theuerfter Freund und Bruder, 
€ hat mir in der That fehr leid gethan, daß ich Lebthin 
des Vergnügens habe entrathen müffen, mit Ihnen mich in 
meinem Haufe zu ergöüßen;z e$ {ft mir deswegen vorzüglich anz 
genehm gewefen, daß Sie mich durch einen Befuch in Brie- 
fen erfreuet haben. 
Sur recht erwünfchten Stunde if mir Ihre Zufchrift ge: 
Fommen. Sie hat ein ganzes Heer. trauriger Gedanken zerfireut. 
Nur die Worte: „Sönner, Liebling und Verehrung“ habe ich 
in Ihrem von der fhäkbarften Zärtlichkeit überfließenden Schreiz 
ben (Sie vergeben, daß ich e& fage) nicht fo gern al8 das 
Uebrige gelefen. Halten Sie mich doch für nichts, al8 Ihren 
Mitpilger, der in Ihrer Begleitung durch die Wüfte nach dem 
Lande der Unfterblichkfeit wandern win. Diefer einzige Chrenz 
name, Seine Vilger und Seine Bürger, wird allein noch 
Werth haben, wenn der Vurpur fo viel als der Bettelrock 
gilt, SIauchzend werden wir uns erinnern, daß wir auf dem 
Wege des Lebens einander nicht blos begegnet, fondern mit ein: 
ander nach dem vorgefteckten Kleinod gelaufen, und zu dem 
Ergreifen Deffelben (o Herzog und Heerführer der Seligkeit! 
feße meinen Freund mir ferner zu Diefem Segen) einander förz 
derlich gewefen find. Sollten Sie mir alfo in Diefer großen 
Abficht nicht lieb, von Herzen lieb fein, folten Sie noch fras 
gen Fönnen? Wie mehr als jemals theuer werden mir diejeniz 
gen, welche Chriftum den Sekreuzigten Fennen und feinem Evan: 
gelio würdiglich wandeln, bei den gegenwärtigen, fo befrübz 
ten VBorfallenheiten! — 
Sie wiffen, was ich hier denke. — — Ich bin aber 
außer Stande, Ihnen die Empfindungen meines Herzens, von 
benen ich noch voll war, als ich Ihre gqütige Zeitfchrift erhalten, 
zu fagen. Mie hat mich eine Trauerpoft noch fo betrübt, als 
biefe. Nachrichten von dem leiblichen Sterben unfrer Freunde 
müffen un$ beugen, Nachrichten von dem Tod ihrer Seele be: 
täuben. Für jenen Fall eröffnet uns die Offenbarung ihre 
Troftquellen, für diefen wollen fie zerrinnen. Sie, lHiebfter