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€ war Samftags8, und erft am Montag Konnte das Ver-
HSr weiter fortgefeht werden. Den Sonntag über bleibt die
arme Frauensperfon in dem firengen, unterirdifchen, Öffentlichen
Sefängniß.
Fa werden ihre Thränen, Ihre Klagen, ihr Sebet: daß
Bott fich an ihr als Netter der Unfchuld offenbaren und verz
herrlichen wolle, fo laut, daß man fie im ganzen Sefängniffe
Hört und daß der SGefängnißhliter, gerührt durch ein „fo außerz
ordentliches Bezeugen “, fie auf eigene Gefahr aus dem unterirz
difchen Kerker hinaufführt in ein befferes Zimmer, in welchem
Frauensleute faßen, welche hier einen erwiefenen und von ihnen
felbft eingeftandenen Leichtfinn abbüßten. Yber die Sefpräche
diefer Perfonen betrübten fie mehr als der finftere Kerker, und
fie Dat den Kerkermeifter, er wolle fie doch um Sottes willen
fieber in ihr einfames Winkelchen zurücbringen.
Snvdeß war Die wahnfinnig = leidenfhaftlihe Frau, Der
ihre feltfame Erdichtung bei dem Herrn Schöff fo leicht geglaubt
worden, am Sonntag nach dem Sottesdienft auch zu ihrem
Beichtvater, einem ernften, ehrenwerthen Mann, gegangen. Dies
fem erzählte fie abermals, was fie geftern dem Herrn Schöff er=
zahlt hatte: „fie fei cin gar fehr befrübt Weib und wolle nur
dem Herrn Beichtvater von ihrem Manne und der Katharine,
die bei ihr fei, berichten“ u. f. W.
Der Beichtvater aber kannte den Mann und diefe Frau
genau. Er war ganz erfchrocken über jene boshafte Erdichtung,
und nachdem er vernommen, daß durch diefelbe eine ganz uns
fchuldige Perfon ins Sefängniß gekommen fei, fagte er der Frau
ohne Hehl: „fie fer e8 eigentlich, die boshafte Frau eines guten
Mannes, welche länaft fchon ins Sefängniß hätte Fommen follen.
Und fie werde auch noch hineinfommen, denn fie Fönne nichts
als Böfes hun. “
Am andern Tage war denn ausführlicheres Berhör über die
arme Katharina. Da ergab fih, als alle Ausfagen und
das Nefultat der demüthigendften Unterfuchungen genau erwogen
waren (wobei denn auch die AWeußerungen Bes armen, tief ge