Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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nen, Worte und fichtbaren Sewohnheiten eines frommen Menz 
fenlebens. 
Viele von diefen werden, wie ja unfer feliger Tobias 
e8 auch wurde, nachmals inne, daß es ein wirkliches, e= 
bendiges und nicht blos ein nachgeahmtes und nachahmendes, 
daß e& ein noch immer beftehendes, gegenwärtiges, nicht blos 
ein ehemaliges und vergangenes Leben im Chriftenthum gebe, 
und werden mit überwindender Sewalt der Snade, deren mas 
gifches Wort fie zum Theil mit gutem Willem im Munde 
führen, zu Ddiefem Leben hingeriffen und gewedt. So lange 
e8 bei Ddiefen Menfchen aber noch Fein rechter, wahrer Ernft 
geworden, nach dem vorgefteckten Kleinod in täglihem Wachen 
und Beten bis aufs Blut zu ringen, fo ange ffe das innere 
Leben des Chriften noch nicht an fich felbft erfahren und Kenz 
nen gelernt haben, find fie freilich nicht das, was fie dußerz 
lich fcheinen und felbft von fi meinen: innerlich finnlich 
und, wie der Menfch von Natur, zu allem Böfen geneigt, 
äußerlich fromm und der gewöhnlichen Richtung der Menfchen= 
natur abgewendet und fremd. 
„Tritt nun Anfechtung ber, 
So webhr, 
Daß fie mich nicht umftoßen. 
Du Fanuft machen, 
Daß mir ntcht8 Oringt Gefahr; 
Sch weiß, du wirft’8 nicht Laffent.“ 
Uber, der innerliche Menfch ift ja allein das, was eigentz 
lich Lebt und fich bewegt; Der Außerliche ift etwa ein Fünfiliz 
her Wolkennebel, der, wenn man in der Ferne fieht, allerz 
hand Seftalten von Bergen und Thälern und Seeen nachmacht. 
Scheint aber die Sonne von obenher darauf, fo fteht, anftatt 
der anfcheinend hohen Sebirge mit Zacfen und Seeen, ‚eine arme, 
fandige EChene mit gar nichts da. Ia, mit etwas Schlimz 
merem al8 gar nichts: mit Abgründen voller ODitern und fin 
Fenden giftigen Lachen. 
SE ift wohl ein guter ftarker Engel bei den meiften von 
folchen wohlerzogenen Menfchen, der auch viele von ihnen herz
	        
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