Full text: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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der Miffionen. Er Fannte da in feinem Efferding jeden Ein: 
zelnen und wußte ihn dann nach Bedürfniß fo eindringlich zu 
ermahnen, zu erweden, zu fröften, daß diefe Nachmittags= und 
WAWbendftunden wohl für Keinen, der dabei war, ohne Segen blies 
ben. Defters faßen im Pfarrhaus oder in anderen Häufern und 
Hütten in und um Efferding, ganze Schaaren lehr= und hörbes 
gieriger Seelen bis fpät in die Nacht um ihn herz denn die 
Zeit, wo Kießling da war, mußte man recht benußen! 
Aber nicht blos in Efferding und feiner nächften Umgebung, 
fondern durch jenen ganzen Theil des Donauthales und bis ins 
Murthal hinunter, durch Defterreich, Steyermark und Kärnz 
then, hatte unfer feliger Tobias gar manchen lieben Aufentz 
haltsort und viele Freunde, die ihn innig liebten., Da kam er 
dann, wenn er feine Befuchsreifen über Ihal und Berg machte, 
gewöhnlich zu Fuße, und noch dazu als reifender Buchhändler, 
mit Büchern und Schriften, auch wohl mit Seldbeiträgen fchwer 
beladen an. Sogar im höheren Alter hielt er e5 bei folchen Sez 
legenheiten, wenn fich nicht etwa zufällig eine fahrende Selegenz 
heit traf, oder Freunde, welche felbft Pferde hatten, ihn zum 
Fahren nöthigten, mit dem Fußgehen. 
Da wurde er aber auch, wenn er z. B. aus den Sebirgen 
vom Salzkammergut zu Fuß herübergegangen Fam in die Segend 
der Schartner Gemeinde, ordentlich im Triumph eingeholt von 
denen, die ihn vom Felde aus etwa zuerft wahrnahmen, und die 
nun auch fo glüclich waren ihn für diesmal zu beherbergen. 
Sa, wenn nur bei allen folchen Befuchen das Scheiden 
nicht gewefen wäre. Denn das war an vielen Orten, wo fie 
ihn Alle als einen Vater liebten, ein rechter Schmerz für Alt 
und Iung, wenn der Herr Kießling, befonders da er fchon 
hoch in die Fahre und nicht viel Ausficht mehr zu Sfterem Wie 
derfommen war, jebt abreifen wollte. Sie drängten fich AUe herz 
bei, um noch ein Wort der Liebe und des Segens beim Abfchied 
zu hören; und die Kranken und Alten, die er eben noch reichlich 
erquict, fchauten zum Fenfter hinaus, zu ihm hin und ihm nach. 
Und Der und Xener bat auch um einen Brief aus Nürnberg,
	        
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