Metadaten: Eine anonyme deutsche Gottesdienstordnung aus der Reformationszeit

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gezeichneten Beiträge in zwei Tagen beisammen. Die Augen glänzten, als zum 
ersten Male die neue und die erneuerte (erweiterte) Orgel ertönte, und ich denke, 
mancher freut sich an den Sonntagen in dem Gedanken: auch ich habe etwas mit 
beigesteuert, und singt um so fröhlicher mit zum Orgelklang. So läßt sich — zur 
Hebung des Gesanges und damit des Gottesdienstes — gewiß mancher' Orten 
allerlei thun, und es wäre wohl manchem Leser eine Genugthuung, wenn kon⸗ 
statiert würde, daß recht viele unserer Gemeinden iim Besitz eines großen Me— 
lodienschatzes sich befänden. Hierzu möchten in etwas auch diese Zeilen beitragen. 
Eine anonyme deutsche Gottesdienstordnung aus der 
Reformgtionszeit 
—E 
mitgeteilt von Prof. Schubert in Viel. 
vorbemerkungen: 
Unter den in meinem Besitze befindlichen Papieren des Nürnberger Ratsschreibers 
LCaz. Spengler befindet sich die folgende kurze anonyme Gottesdienstordnung, 21 Seiten in 
Folio (mit Umschlagbogen) sehr deutlich geschrieben. Die Sprache weist nach Süddeutschland, 
und zwar nach Bayvern (domit, hoben, zschoffen), aber nach Schwaben zu (das endt im Plural, 
liebendt, seiendt ꝛc.). Herr Prof. Kauffmann würde sie am ehesten nach dem Kies, in die 
Gegend von Vördlingen oder Dinkelsbühl oder Weißenburg setzen. Dazu würde auch der 
Inhalt wohl passen, der von Wittenberger Vorbildern wenig beeinflußt zu sein scheint. Wie 
in Vürnberg!) (übrigens auch in Vördlingen; vergl. Billican's Renovatio bei Richter, Kirchenord— 
nungen J, 19) geht am Sonntag die Predigt der Messe voraus, diese selbst erscheint wesentlich 
deutsch, mit dem Gloria als deutschem Gemeindegesang, einem ausführlichen allgemeinen 
Kirchengebet (vergl. das Gebet vor der Predigt in Vürnberg im Berichte von 1826), einer 
überaus reichlichen Lektion aus beiden Testamenten, Psalm, Epistel und Evangelium, die alle 
noch dazu erklärt werden (vergl. wieder die Nürnberger Weise). Vach dem Glauben (eutschꝰ) 
folgt unmittelbar die eigenartige Exhortatio, die nach Rekapitulation der vielfältigen, vorher— 
gegangenen Belehrungen beim Abendmahl vorzüglich den Charakter als Gemeinschaftsfeier 
mit dem Herrn und untereinander betont und einen Beichtspiegel, nicht wie Luther in der 
Deutschen Messe in einer Paraphrase der 10 Gebote, sondern ganz neutestamentlich an der 
Hand der chriftlichen Haustafel aus dem Epheserbrief vorhält. Der Schluß erinnert in seiner 
Schlichtheit ganz an die altchristliche Didache, cap. XIV, 1. 2. Damit bricht es ab; ob absichtlich, 
ist nicht deutlich. 
Diese Schlichtheit, mit der man apostolischem Brauche nahezukommen sucht, die bei 
allem Reichtum theologisch unentwickelte Art ist der eine Grund, weswegen ich das Stück noch 
in die ersten Jahre der reformatorischen Bewegung setzen möchte. Sodann ist eine solche Fülle 
des Gebotenen, eine solche Ausdehnung der Handlung, ein solcher Hunger nach öffentlicher Aus— 
teilung des Wortes wohl nur in den ersten Zeiten der Begeisterung denkbar. Vielleicht 
weist das Gebet „für unser zeit entpörung“ auf das Jahr des Aufruhrs 1825. Daß sich in 
der Orthographie bereits Einflüsse des durch Luthers Bibel verbreiteten Ostmitteldeutschen zeigen, 
wie mir p̃rof. Kauffmann versichert (das h in ehe, ihn, ehr), würde gegen diese Datierung 
nicht sprechen. 
Ist es die älteste deutsche, Volbrechtsche Messe aus Nürnberg von 18257 Gehört die 
Orthographie nur einem Kopisten, und gehört das Original weiter nach Südwesten in Zwinglische 
Nähe, wofür die Exhortatio wohl sprechen könnte? Wer hilft? 
Vnser brauch vnnd vbung ist vns auff das fleißigst der ersten kirch zuuergleichen, 
onnd wiewoll das vmb vielfeltigs abfals holben vnmuglich, iedoch suchen wyr herfur 
zuebringen, was vns muglich. Darumb an sontagen fur der mes predigen wyr dem 
volck, was zur lieb oder zum glauben vnnd hoffnung dienstlich. Volgens aber nach 
V über die „AÄlteste ev. Gottesdienstordunnng in Nürnberg“ s. meine Aufsätze in Jahr— 
gang J, 5. 276ff., 316ff., 349 ff., 402 ff. 
2) In diesem Falle habe ich, um keine Anhaltspunkte etwa zu entfernen, auch die Ortho— 
graphie genau wiedergegeben. 
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