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als selbstverständlich und so wurde Rudolfs bereits 58jähriger Bruder
Mathias am 12. Juni 1612 einhellig zum Kaiser gewählt. Auf
der Reise zur Wahlhandlung in Frankfurt kam derselbe als König
von Böhmen mit seiner Gemahlin und einem Gefolge von 135
Kutschen, 636 Pferden und 1800 Personen am 15. Mai nach
Nürnberg, wo er bei den Brüdern Imhoff am Egydienberg Herberge
nahm. Äls gewählter und gekrönter Kaiser kam er auf dem Rück—
weg wieder nach Nürnberg uͤnd hielt hier unter Glockengeläute und
Kanonendonner einen glänzenden Einzug. Auch die von der Stadt
gebotenen Ehrenbezeigungen und Festlichkeiten ließen an Großartigkeit
nichts zu wünschen übrig. Solche Tage voll Glanz und Pracht
waren so recht nach dem Geschmack des neuen Kaisers, denn dieser
geistesleere Kronenträger kannte neben den Späßen seiner Hofnarren
Ind den Grimassen seines Leibaffen kein größeres Vergnügen als
hohles Schaugepränge. Dem bei allem Ehrgeiz schlaffen Mathias
var es nicht zu schwer geworden, durch Nachgiebigkeit gegen den
vorherrschenden protestantischen Adel und mit Hilfe der unerschöpflichen
Ränke seines allmächtigen Faktotums, des Bischofs Klesel, in den
habsburgischen Erblanden die leitende Stellung zu erringen.
Jetzt mußte er zeigen, ob er im stande sei, die immer schroffer
werdenden Gegensätze im Reich zu beherrschen oder zu mildern.
Schon der 1618 nach Regensburg berufene Reichstag erwies das
Gegenteil. Jede der beiden Parteien beharrte starr auf ihrem Stand⸗
hunkt und der Reichstag ging resultatlos auseinander.
Nicht geschickter als im Reich bewährte Mathias seine Staats-
kunst in Böhmen. Statt mit den protestantischen Ständen, die ihm
den Weg zum Thron geebnet, in gutem Einvernehmen zu bleiben
und den böhmischen Majestätsbrief ehrlich zu beobachten, setzte er
Rudolfs starr-katholische Politik fort und bot zu allen Gewaltmaß⸗
regeln gegen die Religionsfreiheit die Hand. Noch schlimmer ward es,
als auf den Beschluß des habsburgischen Familienrats Ferdinand,
der bigotte Vetter von der innerösterreichischen Linie, der als Zögling,
Freund und Knecht der Jesuiten in seinen Erblanden den Protestan⸗
sismus bereits mit Stumpf und Stiel ausgerottet hatte, zum Nach—
folger des kinderlosen Mathias bestimmt wurde und Teil an der
Regierung nahm. Das Ergebnis des Regierungssystems der beiden
Habsburger war der böhmische Aufstand von 1618, der mit
der bekannten Szene, dem Fenstersturz auf dem Schloß zu Prag, er⸗
öffnet wurde.
Mit dieser Gewaltthat war der Bruch mit der Dynastie Habs⸗
burg vollzogen und ihr folgte unmittelbar die Bildung einer provi⸗
sorischen Regierung. Gern hätte Mathias trotz alledem den Weg der
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