Volltext: Alt-Nürnberg

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die Huldigung von Rat und Bürgerschaft entgegen. Im Rathaussaal, 
sitzend auf bereit gehaltenem Thron, umgeben von seinem Hof, empfing 
er Huldigung und Eidesleistung des Rats, gelobte dagegen, die Stadt 
bei ihren Rechten und Freiheiten zu erhalten und nahm dann, durch 
das mittlere Saalfenster sich auf eine schwarzbehangene Bühne be: 
gebend, auch die Huldigung und den Eidschwur des vor dem Rat— 
hause versammelten Volkes entgegen. 
Der Rat hat es in keiner Weise an Ergebenheitsbezeigungen 
fehlen lassen, aber in Religionssachen hielt er an dem gewonnenen 
Standpunkt unerschütterlich fest. Die noch vorhandenen Barfüßer— 
mönche benützten die kaiserliche Anwesenheit zu einem von kaiserlicher 
Majestät befürworteten Gesuch um freie Ausübung ihrer Religion. 
Der Rat aber lehnte unter ehrfurchtvollster Verbeugung vor dem 
Kaiser dasselbe mit aller Entschiedenheit ab. 
Es währte sechs Jahre, bis Nürnberg den Kaiser wieder in seinen 
Mauern sah. Am Ende dieses kurzen Zeitraums war aber die Lage 
der Protestanten eine ganz andere als in den Tagen, in welchen Karl 
zum ersten Mal in Nürnberg weilte. 
Das beabsichtigte Religionsgespräch fand während des Reichs— 
tags in Regensburg statt, aber, wie vorauszusehen, ohne den vom 
Kaiser erwarteten Erfolg. Je länger die beiderseitigen Theologen 
beisammen waren, desto weiter gerieten sie auseinander. Zwischen 
Wittenberg und Rom war kein Ausgleich mehr möglich. Dem Kaiser 
war es zur Zeit bloß darum zu thun, den Anschluß der Schmal— 
kaldener an Frankreich und England zu verhindern und die Türken— 
hilfe bewilligt zu erhalten, was er auch beides erreichte. Die Un— 
geduldigen unter den Katholischen hätten gerne die Aufhebung des 
Nürnberger Religionsfriedens gehabt, der Kaiser wußte aber, daß die 
protestantischen Spieße und Büchsen ebenso wirksam seien wie die 
katholischen. So wurde denn im Reichstagsabschied der Nürnberger 
Friede aufs neue bestätigt und in einer „Deklaration“ des Kaisers 
wurden die Evangelischen noch besonders beruhigt. Man nannte diesen 
Abschluß des Reichstags das „Regensburger Interim“. 
Der Reichstag in Nürnberg von 15483, der letzte, der in 
Nürnberg gehalten wurde, war ohne Bedeutung. Die bei 
dieser Gelegenheit wiederholte Aufforderung an Nürnberg, dem 
schmalkaldischen Bund beizutreten, wurde wieder abgelehnt. Wichtiger 
waren die Reichstage von 1542 und 1544, beide in Speyer. Auf 
dem ersten verlangte König Ferdinand eine erneuerte Türkenhilfe von 
größerem Belang, weil nur mit einer ansehnlichen Streitmacht die 
Zurückeroberung Ungarns zu erhoffen war. Es wurde ihm auch die 
doppelte Reichshilfe mit 40000 Mann zu Fuß und 8000 Reitern
	        
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