Volltext: Alt-Nürnberg

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so verhängnisvoll darstellten, konnte der Legat leicht an dem ermessen, 
was in Nürnberg unter seinen eigenen Augen vorging. Kaum 
war er in Nürnberg angekommen, so schlugen die Prediger einen 
noch schärferen Ton als bisher an, besonders Osiander, welcher 
seinen Zuhörern zurief: Und wenn der Papst zu seinen drei Kronen 
auch noch eine vierte aufsetzt, so soll er mich doch nicht abwendig 
machen. Der Papst wurde fast gar nicht mehr anders als Antichrist 
genannt. Der Straßburger Franziskaner Thomas Murner, der 
Dichter der lutherfeindlichen „Narrenbeschwörung“ und der „Schelmen— 
zunft“, der im Auftrage des Straßburger Bischofs nach Nürnberg 
gekommen war, um beim Reichsregiment gegen den Straßburger Rat 
Klage zu führen, wurde von den Nürnberger Gassenjungen durch 
alle Gassen gehetzt und mit den Spottnamen „Murrnarr“, „Katzen— 
kopf“ u. s. w. verfolgt. Auch der Bischof von Bamberg wurde 
nachts mit Schmähliedern verfolgt. 
Der Abfall von der alten kirchlichen Ordnung, zum Teil unter 
stillschweigender Gutheißung des Rats, wurde immer augenfälliger. 
Man unterließ in der Charzeit die Palmweihe und die bildliche 
Darstellung des heil. Grabes; die Fastenmandate wurden fast gar 
nicht mehr beachtet. Hier schritt jedoch der Rat ein, da er die „christ— 
liche Freiheit“ nicht soweit ausgedehnt wissen wollte; er verbot den 
Bürgern den Genuß des Fleisches in der Fastenzeit und den Metzgern 
das Feilhalten desselben. Schon im vorhergehenden Jahre waren die 
Pröbste von Skt. Sebald und Skt. Lorenz von ihren Gemeinden ange— 
gangen worden, das heil. Abendmahl in beiderlei Gestalt zu reichen. 
Diese wagten aber doch nicht auf eigene Faust vorzugehen und 
wandten sich deshalb an den Rat; dieser wies sie an den Bischof 
von Bamberg und von diesem wurden sie an ein mutmaßliches, in 
Bälde zusammengetretenes Konzil gewiesen. Dieser Weg schien dem 
mutigen Augustinerprior Wolfgang Volprecht viel zu lang und 
er reichte, alle Rücksichten bei Seite werfend, seinen Konventualen 
und mehreren Bürgern das Abendmahl nach Luthers Lehre. Der— 
selbe Vorgang wiederholte sich in der Charwoche 1524 in großartigem 
Maße. Es nahmen bei den Augustinern mehr als 3000 Menschen 
das Abendmahl in beiderlei Gestalt, darunter mehrere Mitglieder 
des Reichsregiments, und auf der Burg kommunizierte des Kaisers 
Schwester Isabella, die Gemahlin des vertriebenen Dänenkönigs 
Christian II., in gleicher Weise, worüber ihr Bruder Erzherzog 
Ferdinand sich nicht wenig entsetzte. Dem Beispiele des Augustiner— 
priors folgten nun auch die Pröpste von Skt. Sebald und Skt. Lorenz 
und so wie jener änderten auch sie die Messe nach Luthers Anweis— 
ung und schafften Ohrenbeichte und lateinischen Gesang als römische 
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