Volltext: Alt-Nürnberg

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abgehalten, eine ganze Reihe von Reformoorschlägen für die Berat— 
ung im Reichstag vorzubereiten. Darunter waren verschiedene gegen 
arge Übel der Zeit, wie der unsinnige Kleiderluxus, das übermäßige 
Saufen in der Form des Zutrinkens u. s. w., gerichtete Polizei— 
gesetze, welche wegen der charakteristischen Art ihrer Begründung er— 
wähnt zu werden verdienen. Alle Laster der Massen, sagten die 
Reichsregenten, gehen aus dem schlechten Beispiel der Vornehmen 
hervor. Sollen die Sitten besser werden, so müssen die Fürsten zu— 
erst ihre Laster ablegen, das Zutrinken unter sich abschaffen und ihre 
Grafen, Herren und Ritter zu gleichem verpflichten. Außerdem sei 
in der Halsgerichtsordnung festzusetzen, daß wer in der Trunkenheit 
ein Verbrechen begeht, dem soll die Strafe nicht gemindert, sondern 
gemehrt werden. In diesem Sinne, daß man mit der Besserung 
oben beginnen müsse, wich das Reichsregiment auch vor den damals 
Mächtigsten im Reich, den Geldherren, nicht zurück und ließ seinen 
Fiskal gegen Augsburger und Nürnberger Häuser wegen der Mono— 
pole einschreiten. Das letztere war fast alles, was das Regiment 
noch ausrichtete. Seine Reformpläne dienten zu nichts als zur Ver— 
mehrung des Aktenvorrats. Anklagen und Beschwerden gegen das 
Regiment und Abwehr dagegen füllten Monate lang die Thätigkeit 
des Reichstags aus. Der Kurfürst von Sachsen war zuletzt der 
einzige, der für die Erhaltung des Reichsregiments eintrat. Der 
krasse, kurzsichtige Egoismus der Stände hatte die weitere Existenz 
des Reichsregiments unmöglich gemacht. Das Ende war, daß durch 
Reichstagsbeschluß vom 22. März das Reichsregiment in Nürnberg 
beurlaubt wurde, um später in Eßlingen ein Schattendasein noch 
eine Weile fortzufristen und dann für immer zu verschwinden. Schließ— 
lich waren auf dem Reichstage auch die Städteboten sich in die 
Haare geraten, zuerst um die Monopole, welche Augsburg um jeden 
Preis retten, die anderen aber dem allgemeinen Haß opfern wollten, 
und dann über das Regiment selbst, welches Nürnberg doch gern 
behalten hätte. „Die Städte trabten in zwei Hälften; Zwietracht 
war das Wesen des Reichs“. 
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„Auf dem Gebiete des Staatslebens hatte Deutschland zunächst 
keine Hoffnung; alles drohte in kleinlichem Hader zu versinken. Es 
gab nur einen Punkt, an dem eine große schöpferische That wirkte, 
nur einen Mann, der über alle zwieträchtigen Interessen hinaus die 
Nation im Innersten zu fassen, ihr eine hohe, zugleich menschliche 
und nationale Aufgabe vorzuhalten, für diese Aufgabe die edelsten 
Kräfte zu sammeln und zu begeistern vermochte. Freilich sollte auch
	        
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