Volltext: Alt-Nürnberg

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Etwas reichlicher als bisher fließen die Nachrichten über den 
Nürnberger Haudel im 14. Jahrhundert, besonders seit Kaiser 
Ludwig der Bayer, in welchem das Bürgertum einen so wohl— 
wollenden Beschützer fand, zum Throne gelangte. Jedoch beziehen 
sich diese Nachrichten fast ausschließlich auf die der Stadt zu teil 
gewordenen Handelsprivilegien. Im Jahre 1318 gewährte Kaiser 
Ludwig der Stadt das Recht des freien Jahrmarkts, woraus die 
Ostermesse hervorgegangen ist. Im Jahre 1328 gewährte er zwischen 
seiner Landeshauptstadt München und der Reichsstadt Nürnberg 
gegenseitige Zollfreiheit.. Auch zwischen den Städten Heilbronn 
und Schwäbisch-Gmünd wurde während seiner Regierung gegen— 
seitige Zollfreiheit vereinbart. In Köln wurde, nachdem die schon 
seit langer Zeit bestehende Zollfreiheit der Nürnberger dort durch 
Belästigungen geschäftiger erzstiftischer Beamter gestört war, dieselbe 
auf seitens des Nürnberger Rats erhobene Beschwerde in vollem 
Umfang wieder hergestellt. Nach Kaiser Friedrich Barbarossas Frei— 
heitsbrief v. J. 1163 genoß Nürnberg Handelsfreiheit durch das 
ganze Reich. Kaiser Ludwig hat i. J. 1335 diesen Freiheitsbrief 
feierlich bestätigt. Sodann gab er i. J. 1341 den Nürnbergern die 
bestimmte Zusicherung, daß ihr Gut, wo sie auch damit handeln, 
von Kaisers- und Reichswegen nicht als Pfand beschlagnahmt werden 
dürfe, daß alle deshalb gegebenen Briefe nicht schaden sollen, sondern 
wer sie pfänden wolle, ob er Briefe habe oder nicht, soll 50 Pfund 
Gold Strafe zahlen. 
Eine Hauptrolle in dem Handelsverkehr Nürnbergs in späteren 
Zeiten spielten die gewerbreichen Niederlande. Daß aber schon 
in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine lebhafte Verbindung 
zwischen Nürnberg und jenen damals mit dem Reich noch eng zu— 
sammenhängenden Gebieten stattfand, zeigt u. a. auch ein an der 
östlichen Wand des Rathaussaales, wahrscheinlich schon zur Zeit der 
Erbauung des alten Rathauses (1832 40) angebrachtes Steinrelief— 
bild. Es sind zwei weibliche Figuren, die eine, die knieende Norim— 
berga, überreicht der Brabantia ein großes Schwert mit den 
anderen Symbolen, welche die Erneuerung der Handelsfreundschaft 
und der gegenseitigen Zollfreiheit andeuten sollen. Hier sind es außer 
dem langen Schwert ein bleichgelber lederner Gürtel, ein Pack Näh— 
nadeln von sechserlei Art und ein Goldgulden. Diese Gegenstände sind 
Jahrhunderte lang bis zum Ausgang des heil. römischen Reichs und 
der Nürnberger Reichsfreiheit alljährlich durch einen besonderen Amts⸗ 
boten nach Brüssel und Lüttich überbracht worden. Als Seitenstück 
zu dieser symbolischen Darstellung der nürnberg -niederländischen 
Handelsbeziehungen zeigt die Ostwand des Rathaussaales noch das
	        
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