Full text: Alt-Nürnberg

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hatte. Der Ausbruch eines großen „Landsterbens“ verscheuchte jedoch 
die Versammlung, ehe der Gegenstand zur Erledigung gekommen, 
und so verfügte sich der Kaiser nach Nürnberg. 
Der glanzvolle Empfang, der ihm hier bereitet wurde, hätte auf 
die höchste Zufriedenheit mit seinem Regiment und auf die glücklichsten 
Zustände im Reich schließen lassen können. Als römischer König 
war Friedrich schon ein paarmal in Nürnberg gewesen, als Kaiser 
kam er zum ersten Mal, welchen Umstand der Rat von Nürnberg 
bei seinen Anordnungen zum Empfang in besondere Berücksichtigung 
genommen zu haben scheint. Bis Neumarkt wurden dem Kaiser die 
Ratsfreunde Jobst Haller und Gabriel Nützel mit 30 Pferden ent— 
gegengeschickt. Am 23. August Vormittag 10 Uhr näherte der kaiser— 
liche Zug sich der Stadt. Jobst Tetzel, Anton Tucher, Ruprecht 
Haller, alle drei aus den sieben älteren Herren, samt dem Stadt— 
schultheißen Sigmund von Egloffstein mit 100 Pferden waren dem 
Kaiser auf eine halbe Meile Wegs entgegengeritten, während die 
ganze Klerisei der Stadt, mit Ausnahme der Karthäuser, in feierlicher 
Prozession und mit den Heiligtümern an Skt. Peters Siechgraben 
seiner harrte. An der Spitze die Schüler der Stadtkirchen mit Fahnen, 
nach diesen der Abt von Egydien in pontitcalibus und hernach 
Etliche vom Rat, welche den Kaiser unter einen rotseidenen, auf sechs 
vergoldeten Stangen ruhenden und von sechs Ratsherren getragenen 
Himmel nahmen. So, sitzend auf weißem Roß, zur Seite die beiden 
dosunger der Stadt, Anton Tucher und Jobst Tetzel, und unter dem 
Läuten aller Glocken zog der Kaiser in die Stadt. An der Spitze 
des Zugs ritten die Reisigen des Rats, diesen folgte die Klerisei 
mit den Heiligtümern und darnach eine Truppe von 21 kaiserlichen 
und fürstlichen Trompetern und 3 Heerpaukern. Darauf folgten die 
Botschafter von Venedig u. s. w. und nach ihnen Herzog Ernst zu 
Sachsen, der dem Kaiser das entblößte Schwert vorantrug. Zur 
Seite des Kaisers ritten Markgraf Albrecht Achilles von Branden— 
burg und der Erzbischof von Mainz. An das weitere Gefolge, ge— 
bildet von päpstlichen Legaten, von den Bischöfen und vielen Grafen, 
Rittern und Edelleuten schlossen sich 1500 Reisige an. 
Innerhalb des äußeren Frauenthors, durch welches der Einzug 
erfolgte, bei Skt. Klara war eine Hütte erbaut und mit Gold- und 
Silbertapeten geziert. Darin stand ein kostbar zugerichteter Altar, 
auf welchem die Häupter des heil. Sebald, des heil. Eucharius und 
des heil. Egydius, sowie das heil. Kreuz aus dem Egydien-Kloster 
lagen. Ein Sängerchor war daneben aufgestellt. Bei dieser Hütte 
stiegen der Kaiser und alle Fürsten von den Pferden, knieten am 
Alter und küßten die Heiligtümer. Hierauf setzte sich der Zug wieder 
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