Volltext: Alt-Nürnberg

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noch Besitzungen in Wendelstein und Bergel, sowie Zehenten an ver— 
schiedenen Orten, und wenn auch die Stammgüter Eschenau, Ecken— 
haid und Ermreuth in Mitbesitz einer anderen Linie des Geschlechts 
sich befanden, so waren die Erträgnisse des weitausgedehnten Grund— 
besitzes doch so bedeutend, daß sie bei richtiger Führung auch für 
einen glänzenden Haushalt ausreichen konnten. Sein großer Familien— 
stand, sechs Söhne und drei Töchter, erforderte allerdings einen 
ziemlichen Aufwand, einen noch größeren jedoch seine eitle Sucht, 
durch reiche Stiftungen sein Ansehen zu erhalten und zu vermehren, 
den größten aber seine unselige Leidenschaft der Jagd nach kostbaren 
Reliquien. Um irgend einen heiligen Knochen zu erhaschen, war 
ihm keine Summe zu groß. Der fromme Narr hatte mit unend— 
licher Mühe und noch mehr Kosten 308 „Heiligtümer“ zusammen— 
gebracht (darunter befanden sich u. a. Überreste vom brennenden 
Dornbusch) und beklagte schmerzlich, daß es ihm noch nicht gelungen 
sei, deren so viel zu erwerben, um an jedem Tag des Jahres kin. 
anderes heiliges Gebein zu verehren. 
Da war es denn kein Wunder, daß seine Güter allmählich mit 
Hypotheken belastet und infolge dessen seine Renten geschmälert wurden. 
Wegen seiner gesellschaftlichen und amtlichen Stellung durfte er seine 
Bedrängnis nicht gewahr werden lassen; so versetzte er denn, um seine 
Wurmstichigkeit zu verbergen, die wertvollsten Kleinodien, nahm bei 
Juden wie bei Christen unter schweren Bedingungen kleine und große An— 
lehen auf und wurde zuletzt, um sein Ansehen zu erhalten — zum Dieb. 
Erschwerend für Muffels Lage, als der Verdacht gegen ihn be— 
stimmte Gestalt gewann, war der Umstand, daß er bei seinen Rats— 
genossen nicht die mindesten Sympathien besaß. Dadurch, daß er 
bei jeder Gelegenheit seine Privatinterefsen rücksichtslos geltend machte 
und durch sein herrisches, stolzes, unverträgliches Wesen hatte er es 
mit Allen verdorben. 
An den Tag kam Muffels Veruntreuung i. J. 1468, als ihm 
eines Tags beim Hinausgehen aus der Losungsstube eine Anzahl 
Goldstücke aus dem Ärmel fiel. Nachdem der zweite Losunger, 
Anton Tucher, dies dem vorsitzenden Bürgermeister mitgeteilt hatte, 
ergab eine infolgedessen vorgenommene Untersuchung das Fehlen 
eines Sacks mit 1000 fl. Obgleich man nun keinen Zweifel mehr 
— ——— hatte verschwinden 
lassen, so wurde doch Monate lang mit dem Vorgehen gegen den 
Verdächtigen gewartet, bis auch dessen Bruch des Amtsgeheimnisses 
außer Frage gestellt war. Erst dann, im Februar 1469, wurde 
Muffel von der Ratsstube weg in Haft genommen, in das unter 
dem Rathause befindliche Lochgefängnis gebracht und der peinlichen 
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