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Achtundzwanzigstes Kapitel.
stigen, kranken Menschen darob Hungers sterben. Und sonderlich
ist mir dies das schwerste, daß uns Gott vielleicht noch unter
ihrer blinden, falschen Lehre will lassen bleiben, die durch Men—
schen, so sie Väter nennen, erdichtet und aufgesetzet ist; dadurch
uns das köstliche Wort an viel Enden fälschlich ausgelegt oder
gar nicht vorgehalten wird.
Ach Gott vom Himmel, erbarme dich unser. O Herr Jesu
Christe, bitt für dein Volk, erlöse uns zur rechten Zeit, behalt
in uns den rechten, wahren, christlichen Glauben, versammle
deine zerstreuten Schafe durch deine Stimme in der Schrift,
hilf uns, daß wir dieselbe deine Stimme kennen und keiner an—
dern Lockpfeife des Menschenwahnes folgen, auf daß wir, Herr
Jesu Christe, nicht von dir weichen. Rufe die Schafe deiner
Weide, deren noch ein Teil in der römischen Kirche erfunden
werden, mit samt den Indianern, Moskowitern, Russen und
Griechen wieder zusammen, die durch Beschwerung und Geiz der
Päpste, durch heiligen falschen Schein zertrennt sind worden.
Ach Gott, erlöse dein armes Volk, das durch große Pein und
Gebot gezwungen wird, deren es keines gern thut, daraus es
stetig sündigen muß in seinem Gewissen, so es die übergehet.
O Gott, nun hast du mit Menschengesetzen nie ein Volk also
beschweret als uns Arme unter dem römischen Stuhl, die wir
doch, durch dein Blut erlöst, freie Christen sein sollen. O höch—
ster himmlischer Vater, gieß in unser Herz durch deinen Sohn
Jesum Christum ein solches Licht, dabei wir erkennen, zu wel—
chen Boten wir zu halten verbunden sind, auf daß wir die an—
dern Beschwernisse mit gutem Gewissen fahren lassen und dir,
himmlischer Vater, mit fröhlichem Herzen dienen mögen.
Und so wir diesen Mann verloren haben, der da klarer
geschrieben hat denn keiner, der in hundertundvierzig Jahren ge—
lebt, dem du einen solchen evangelischen Geist gegeben hast, so