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Die Drohung, bei Verweigerung der Beisteuer die Diplome nicht zu
bestätigen, führte den Kaiser auch zum Ziel; er soll auf diese Weise
große Summen zusammengebracht haben, die indeß in der Hand des
verschwenderischen und verschuldeten Reichsoberhaupts schnell wieder
zerrannen. Nach der Rückkunft von dem Römerzug nahm Sigmund
den doppelten Reichsadler in das Reichssiegel auf, um damit an—
zudeuten, daß er mit der Würde des gewählten römischen Königs
die des gekrönten deutschen Kaisers verbunden habe. Ruprecht und
Albrecht II., die nur Könige waren, führten den einfachen Adler,
Friedrich IIII nahm nach Erlangung der Kaiserwürde ebenfalls den
Doppeladler an.
Vielleicht wollte Sigmund zeigen, daß er nicht bloß dem Namen
nach, sondern in der That ein deutscher Kaiser sei, als er bald nach
seiner Rückkehr aus Italien die Stände des Reichs in die Konzilstadt
Basel berief. Aber weder hier noch in Ulm kam eine hinlängliche
Zahl von Fürsten und Prälaten zusammen. Dann folgten zwei
weitere Reichstage in Regensburg und Frankfurt. Auf dem letzteren
wurde in des Kaisers Abwesenheit in 16 Artikeln ein vollständiges
Programm über eine neue Ordnung im Reich vorgelegt und darüber
ein langes und breites geredet, um schließlich wie die früheren
Reichsreformentwürfe zu den Akten gelegt zu werden. Es war alles
leerer Rauch und Dunst und das deutsche Reich war verdammt, in
seiner Trostlosigkeit sich durch die Jahrhunderte zu schleppen.
Hätte in Sigmund nur ein Funke sittlichen Ernstes geglüht, so
müßte ihn bei dem Umblick in dem der Zerrüttung verfallenen Reich
ein Schauder erfaßt haben. Ganz andere Gefühle aber beherrschten
den alten eiteln Kaiserkomödianten, als es mit ihm zum sterben ging.
Auf der Reise von Böhmen nach Ungarn erkrankte er in der mährischen
Stadt Znaim, und als er von den Ärzten erfahren, daß er nur noch
wenige Stunden zu leben habe, da gab er sich nicht etwa stiller
Betrachtung über die Vergänglichkeit alles Irdischen hin, sondern er
ließ sich, umhüllt mit den kaiserlichen Gewändern und geschmückt mit
den Insignien der Kaiserwürde, auf den Thron setzen, um so zu ver—
scheiden (9. Dezbr. 1437).
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Mit Kaiser Sigmund erlosch das luxemburgische Haus, welches
dem deutschen Reiche vier Herrscher von höchst ungleicher Art gegeben
hatte. Erbe von Sigmunds Ländern Böhmen und Ungarn war sein
Eidam, Herzog Albrecht V. von Osterreich. Ihn wählten auch, ohne
daß er sich beworben hätte, die Kurfürsten einstimmig zum römischen