Volltext: Alt-Nürnberg

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Mann mit Prokop an der Spitze in der Richtung nach Sachsen. 
Infolge der Hilferufe aus den bedrohten Landschaften kam aus dem 
Süden mannigfache Hilfe herbeigeeilt. Nürnberg sandte ungefähr 
200 Schützen. Aber obwohl im Meißener Land zwei beträchtliche 
Heere standen, die stärker waren als das Gesamtheer der Hussiten, 
kam es doch nirgends zu einem ernsthaften Widerstand. Furcht und 
Entsetzen lähmten Geister und Arme, lähmten die Bewohner von 
Stadt und Land. Die Furchtbarkeit dieses Einfalls wurde besonders 
dadurch gesteigert, daß sich die hussitische Streitmacht in fünf Ab— 
teilungen schied und dadurch mehrere Gebiete zu gleicher Zeit über— 
schwemmen konnte. Altenburg wurde bis auf das Schloß verbrannt, 
Plauen erstürmt, Hof zerstört. Grausam und schonungslos war das 
Wüten der Hussitenscharen im Voigtland; die Frauen zwar wurden 
verschont, die Mönche aber lebendig begraben. Und nun wälzte sich 
die Flut unwiderstehlich gegen das Frankenland, gegen die Gebiete 
des Bischofs von Bamberg und die des Markgrafen, wo niemand 
die hussitische Heimsuchung erwartet hatte und wo deshalb gar nichts 
zum Widerstand vorbereitet war; alle Anstrengungen waren bisher 
darauf gerichtet gewesen, den Sachsen Hilfe zu bringen. 
Am 13. Januar 1430 waren auf der Rückreise von Preßburg 
die Kurfürsten von Mainz und Brandenburg in Nürnberg ein— 
getroffen. Es erfolgten nun dringende Ausschreiben an alle Reichs— 
stände um eilende Hilfe; zugleich kamen aber auch von allen Seiten 
dringende Hilfegesuche nach Nürnberg, welches selbst bald in Gefahr 
kommen sollte. Das Elend der von den Böhmen heimgesuchten 
Gegenden spottet jeder Beschreibung. Da in den wenigsten Ortschaften 
Widerstand möglich war, bestand die einzige Rettung — mitten im 
Winter — in der Flucht in die Wälder. Den heißen Dank Tausender 
dieser jammernswerten Flüchtlinge haben sich damals die Nürn— 
berger dadurch erworben, daß sie wochenlang die heimgesuchten 
Gegenden mit Lebensmitteln versahen. An einzelnen Beispielen helden— 
mütigen Widerstandes hat es gleichwohl nicht gefehlt; so schlugen 
z. B. die Bürger von Kronach und Wunsiedel die stürmenden Hussiten 
erfolgreich zurück. Nachdem auch Bayreuth und Kulmbach ausgebrannt 
waren, wandten die Böhmen sich ins Bambergische, wo sie eine 
Menge Städte und Dörfer zerstörten und Hollfeld bis auf den 
Grund ausbrannten. 
Jedem Einsichtigen mußte klar werden, daß bei den zur Zeit 
oorhandenen geringen Abwehrmitteln der Ruin des Landes unvermeid— 
lich sei, wenn nicht eine Verständigung mit den Hussitenführern 
herbeigeführt werden könne. Auf des Markgrafen Wunsch vermittelte 
deshalb dessen Hauptmann Kaspar von Waldenfels, der als Befehls— 
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