Volltext: Alt-Nürnberg

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Vorstellung; an dem für das Galadiner festgesetzten Tage war er 
beschäftigt, einen Riesenrausch auszuschlafen, so daß dasselbe erst am 
aächsten Tage stattfinden konnte. 
Wenzel war nun wieder in Böhmen und ließ das Reich gehen, 
wie es wollte. Den Reichsständen, die ihn nach Deutschland ver— 
— haben: er sei nun einmal 
König und wer ihn beschauen wolle, solle nach Prag kommen. Eine 
Kölner Reimchronik sagt: er liege in Böhmen as eyn swyn in seinem 
stalle. Übrigens machten ihm die luxemburgischen Familienangelegen⸗ 
heiten, deren nähere Betrachtung bloß Widerwillen erregen kann, 
ginlänglich zu schaffen. 
Mittlerweile aber waren unter der Leitung des Mainzer Erz— 
bischofs Johann von Nassau die Fürsten emsig beschäftigt, Wenzels 
Absetzung herbeizuführen. Fürstentage folgten sich in Forchheim, 
Marbuͤrg, Frankfurt. Längst wäre der entscheidende Schritt geschehen, 
wenn nicht die Fürsten über die Person des Nachfolgers uneinig 
gewesen wären und wenn nicht des Papstes Zustimmung noch gefehlt 
hJätte. So weit war es trotz der goldenen Bulle gekommen, daß man 
bon dem selbst nur von einem Teile der Christenheit anerkannten 
Papste die Entscheidung über den deutschen Thron erwartete. Endlich 
erfolgte die lange vorbereitete That. Am 20. August 1400 sprachen 
in Wenzels Abwesenheit und ohne denselben mit den gebührenden 
Fristen nach den üblichen Rechtsformen geladen zu haben, die vier 
Kurfürsten von Mainz, Trier, Köln und Pfalz die Absetzung König 
Wenzels aus und der Kurfürst von Mainz verlas vor dem aus der 
Umgegend zum Königsstuhle zu Rhense herbeigekommenen Volk das 
Urteil mit den Entscheidungsgründen. Weil Wenzel der Kirche nicht 
zum Frieden geholfen, das Reich durch Erhebung des Visconti zum 
Herzog von Mailand und Graf von Pavia entgliedert und dafür 
Geld genommen, den Fehden im Reich nicht gewehrt und viele 
Grausamkeiten begangen u. s. w., werde er durch Urtel und Recht 
als Versäumer, Entgliederer und unwürdiger Handhaber des römischen 
Reichs von demselben römischen Reich und aller Würden, Ehren und 
Herrlichkeit, die dazu gehören, entsetzt. — Darauf wurde aus der 
Mitte der vier Kurfürsten der Kurfürst Ruprecht III. von der Pfalz 
als römischer König gewählt und verkündigt. 
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Der 48jährige Ruprecht III. von der Pfalz, sonst Herzog 
Klem genannt (wohl von Clemens, der Milde), der zweite Wittels⸗ 
bacher, der auf den deutschen Thron gelangte, hatte seinen Wählern 
drei Dinge versprechen müssen: deun Frieden im Reich wieder herzustellen.
	        
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