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Die Kirche litt unter einem Schisma, dem zu steuern Pflicht des
römischen Königs als obersten Schirmherrn der Kirche war. Als
französische Gesandte nach Prag kamen, um ihm darüber Vorstellungen
zu machen, ließ er ihnen sagen: wenn sie predigen wollten, sollten
fie in die Kirche gehen. — Einer der vielen Vorwürfe, die dem König
gemacht wurden, war der, daß aus seiner Kanzlei gegen Geld massen—
haft Blanketts (Membranen) d. h. Urkunden verbreitet wurden, die,
aur mit seiner Unterschrift und Siegel versehen, erst vom Empfänger
beliebig auszufüllen waren. Ein noch schwererer Vorwurf traf ihn
als „Entgliederer“ des Reichs, da er nach seinem Eid doch dessen
Mehrer sein sollte. Die Visconti von Mailand hatten nach und nach
mit allen möglichen Mitteln sich zu Herren von fast ganz Ober- und
Mittelitalien gemacht. Die unter ihre Herrschaft genommenen Gebiete
varen ehemals reichsunmittelbar, ihre Unterwerfung war also eine
Usurpation auf Kosten des Reichs. Für ein Geschenk von 200000
Boldgulden erhob nun Wenzel den Galeazzo Visconti zum erblichen
Herzog von Mailand und Fürsten des Reichs (1895). Wenn nun
auch die betreffenden Gebiete schon lange als thatsächlich verloren
zalten, so durfte doch der Träger der deutschen Krone die gesetzliche
Anerkennung eines ungesetzlichen Unternehmens nicht für schnödes
Geld verkaufen, so wenig er eine so wichtige Veränderung im Besitz—
stand des Reichs nach der goldenen Bulle ohne förmliche Einwilligung
der Kurfürsten vornehmen durfte.
Die Hände waren schon lange am Werk, welche diesen schmählichen
Handel als eine der Handhaben zum Sturze Wenzels zu benützen
bereit waren. Für Wenzel war nicht verborgen geblieben, welche Ge—
sinnungen die Kurfürsten gegen ihn hegten und daß die deutsche Krone
für ihn auf dem Spiele stehe. So raffte er sich denn endlich auf und
kam nach acht Jahren zum ersten Male wieder ins Reich. Mitte
September 1397 hielt er seinen Einzug in Nürnber g. Merkwürdig
war es, zu sehen, welche Kraft und Entschiedenheit er plötzlich entfaltete.
Er verkuͤndete den Landfrieden (allerdings bloß für die Oberpfalz und
einen Teil von Franken und nur bis ins Jahr 1399); er stürmte
Raubschlösser, ließ ihre Mauern niederreißen und die Besatzung über
die Klinge springen. In jener anarchischen Zeit trieben auch in der
Umgegend Nürnbergs die Placker ihr Unwesen frecher als je. Wenzel
nahm selbst teil an dem Zug gegen das berüchtigte, zwischen Hohen—
stein und Betzenstein gelegene Raubschloß Spieß, welches belagert
und zerstört wurde. Auch die Egloffsteinische Burg Löwenstein und
das von Wiesenthauische Leupoldstein wurden damals genommen und
abgebrochen. Bei seinem Abschied aus Nürnberg hinterließ Wenzel
dem Nürnberger Rat die Vollmacht, den Wiederaufbau der zerstörten
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