Objekt: Durch!. Stephy Girard. Ehestands-Exerzitien. Truffaldino. Das heiße Eisen (1. Bändchen)

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Doch über Eins hab' ich mich ernstlich zu befragen, 
Wie zu den Andern ich als Frau mich muß betragen; 
Zu übermüthig, froh, — das darf ich wohl nicht sein, 
Sonst hör' ich alle gleich sich in die Ohren schrei'n: 
„Ach Gott! Die hat sich mal recht dumm mit ihrem Mann, 
Was ifst denn eigentlich so Großes an ihm d'ran!“ — 
Wenn ich zu ruhig bin, zu ernst, — ist's auch nicht recht, 
Dann heißt es gleich: „Mein Gott, der geht's gewiß recht 
schlecht; 
„Die Arme thut mir leid, ich hab' mirs gleich gedacht, 
„Das sie mit der Partie kein großes Glück gemacht!“— 
Ach, was soll mich das aber Alles kümmern! Die Haupt— 
sache muß mir immer bleiben, durch mein Benehmen mir die 
dauernde Neigung meines Gatten zu erhalten. Aber wodurch? 
Ja, das muß ich der Macht meiner inneren und äußeren 
Reize, die mir die Natur verliehen hat, überlassen. Aber es ist 
doch immer höchst nothwendig, diese Himmelsgaben durch 
ꝛinige kleine Erdenkünste zu unterstützen, — die freilich immer 
nobel bleiben müssen, — man braucht das ja nicht gerade 
Koketterie zu nennen, nur ne kleine Nachhilfe, — heute recht 
capriciös und launenhaft, dann wieder hinreißend liebenswürdig, 
vor allen Dingen nicht immer gleich erscheinen, und durch 
allerlei Widersprüche dem Manne stets ein Räthsel bleiben. Ja, 
darin liegt der Zauber, ich will ihm auch ein Räthsel sein, 
eine Charade! Hat der Mann selber solch ein Räthsel gefesselt, 
so mag er's auch wieder zu lösen wissen. Wenn er aber mal 
nicht mehr Lust hat, sich an seiner Frau den Kopf zu zerbrechen, 
wenn er gar, wie ein Alexander, den Räthselknoten, statt ihn zu 
lösen — durchhaut? Ach was! Geht's mal wirklich etwas übel 
ab, dann muß ja so 'ne rührende Versöhnungsscene himmlich 
sein! — Ich sitze zum Beispiel zu Hause, und erwarte ihn zum 
Mittag. Er läßt mich warten, ich setze mich an's Fenster —
	        
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