Volltext: Alt-Nürnberg

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stattfand. Die Salbung vollzogen zwei gebannte Bischöfe, aus den 
Händen des Syndikus der Stadt Rom empfing Ludwig die Kaiser— 
Tone — als der erste und einzige mit „demokratischem Ol“ gesalbte 
Kdaiser von Deutschland. 
Noch seltsameres ereignete sich drei Monate später. Auf den 
18. April berief der Kaiser ein Parlament der Erwählten des 
römischen Volks auf das Kapitol und sprach vor diesem das Urteil 
gegen Johann von Cahors, der sich Papst Johann XXII. nennt, 
ind entsetzte ihn wegen Simonie, Ketzerei und Hochverrats seiner 
Würde. Es war diese kühne Handlung des Kaisers die praktische 
Ausführung der Lehren seines Ratgebers und Leibarztes Marsilius 
von Padua, der in seiner berühmten Schrift: „Der Verteidiger des 
Glaubens“ mit staunenswertem Scharfsinn und großer Gelehrsamkeit 
über das Verhältnis zwischen Staat und Kirche ein den kirchlichen 
Ansprüchen auf päpstliche Obergewalt schnurstracks entgegengesetztes 
System der Befugnisse der Staatsgewalt aufgestellt und begründet 
hatte. Die nächste Folge des kaiserlichen Urteils über Johann XXII. 
var die kaiserliche Ernennung eines neuen Papstes, eines Minoriten⸗ 
nönchs, der den Namen Nicolaus V. annahm. 
Damit war der Höhepunkt des Glücks von Kaiser Ludwigs Rom— 
tahrt erreicht; rasch ging es nun abwärts. Die außerordentliche 
Maßregel der Absetzung des Papstes verscheuchte viele geistliche 
Würdenträger aus dem kaiserlichen Lager. Der Abfall ghibellinischer 
Herren, das Versiegen der Geldleistungen der treuen Städte machten 
dudwigs Lage unbehaglich. Eine von ihm den Römern abgeforderte 
ZSteuer verkehrte die vorherige Begeisterung in Haß und bei seinem 
notwendig gewordenen Abzug aus Rom verfolgten ihn die ehemaligen 
Hosiannahschreier mit Schimpfreden und Steinwürfen. Nicht günstiger 
har der weitere Verlauf; von dem Feldzug gegen Neapel war keine 
Rede mehr. Verachtet von den Italienern, aller Geldmittel entblößt 
und darum von den deutschen Söldnern verlassen, glich seine Heim— 
tehr nach Deutschland einer Flucht. Nicht lange dauerte es, da 
warf sich der kaiserliche Gegenpapst, um Verzeihung flehend, den 
Strick um den Hals, vor die Füße Johann XXII., und auch die 
Stadt Rom, welcher Ludwig das Recht der Papstwahl verliehen 
hatte, unterwarf sich dem Papste. Das war der trübselige Ausgang 
hbon Kaiser Ludwigs glanz- und hoffnungsvoll begonnenem Römerzug. 
Ehe Kaiser Ludwig den italienischen Boden verließ, vollzog er in 
Pavia noch eine für das Haus Wittelsbach und das Land Bayern wichtige 
Handlung durch den Hausvertrag vom 4. August 1329. Die drei 
Söhne seines älteren Bruders Rudolf erhielten nach diesem Vertrag 
die Pfalz am Rhein und einen großen Teil des Nordgaus, im 
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