Volltext: Alt-Nürnberg

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König Heinrich entfaltete, so lange er noch in Deutschland weilte, 
eine fast fieberhafte Thätigkeit; fast niemals find in so kurzem Zeit— 
raum so viele glänzende Hoftage, in Speyer, Frankfurt, Köln gehalten 
worden. Mitten im Winter, im Januar 1310, war Heinrich nach 
Nürnberg geeilt, um mit den böhmischen Abgesandten Rat zu halten, 
und daß auch Sachen von minderer Bedeutung seiner Beachtung 
und Sorge nicht entgingen, beweisen die oben bereits (S. 60) erwähn— 
ten zwei königlichen Erlasse aus Speyer und aus dem Elsaß in 
Betreff des Nürnberger Reichswaldes. 
Im Herbste d. J. 1310 trat Heinrich VII. seine Romfahrt an, 
an welche nicht bloß er, an welche auch ein großer Teil des ita— 
lienischen Volkes überschwengliche Erwartungen knüpfte. Bekannt ist 
Dantes, des großen Verbaunnten von Florenz, Aufruf, in welchem 
seine Dichterseele der heißen Sehnsucht seines Heimatlandes nach 
einem Retter glühenden Ausdruck gab. Mit unermeßlichem Jubel 
wurde der mit seinen Reisigen über den Mont Cenis in die Fluren 
Hesperiens herabgestiegene deutsche König von der Einwohnerschaft 
der ghibellinischen Städte begrüßt. Die staatlichen Zustände des 
Landes machen jene Sehnsucht und diesen Jubel leicht begreiflich. 
Wohl war Italien in der Kultur allen Ländern der Welt weit vornus— 
geeilt. Es war das eigentliche Land der Städte. Selbst unser 
Deutschland, in welchem das Städtewesen in späterer Zeit zu so 
herrlicher Blüte sich entfaltete, konnte niemals mit jenen reich entwickel— 
ten Gemeinwesen des südlichen Landes sich messen. Seit der Mitte 
des 13. Jahrhunderts erhoben sich in den ober- und mittelitalienischen 
Städten jene stolzen Gemeindepaläste, jene burgähnlichen Wohnstätten 
der vornehmen Familien, jene zahlreichen Kirchen von unvergleich— 
licher Schönheit, welche von der Macht und dem Reichtum der 
Kommunen so beredtes Zeugnis ablegen. Welches Land hätte Städte 
aufweisen können, wie sie Italien in Mailand, das damals 200000 
Einwohner zählte, in Venedig, Florenz, Pisa, Genua u. s. w. besaß? 
Der europäische Verkehr hatte in Oberitalien seinen Mittelpunkt, der 
größte Geldmarkt Europas war hier, der auswärtige füddeutsche 
Handelsverkehr hatte hier seinen Brennpunkt. Aber dieses glanzvolle 
Bild reich entwickelten Städtelebens zeigte auch schwärzeste Schatten. 
Mit einer dem kälteren Norden unbekannten, ja oft unfaßbaren 
Leidenschaft bekämpften sich die Parteien in Stadt und Land, ver— 
jagte gewöhnlich die siegende Partei die unterliegende förmlich von 
Haus und Hof, befehdeten sich gegenseitig die Städte wieder uͤnter— 
einander. 
In dieses leidenschaftliche Getriebe trat nun der deutsche König 
als ersehnter Friedebringer und Rechtsprecher. Wohl konnte er eine
	        
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