2
Soll e& dagegen „fchergweis“ gemeint jein:
£s hat die Sonnen Magd vom Bett erft aufgeftanden,
fie hat das Kammerpof in ihren roten Handen,
Und (chüttet es gar aus (den Tau). (III, 70 ff.)
Un8 freilich will daz erftere fchwulftig, das zweite viel zu
draftilch erfdheinen. Trefflich cHarakterifiert Harzdörfer im achten
Abihnitte daz äfthetijche Wohlgefallen am Reime: Es ft Ddiefes
deß Menfchen Natur eingepflanget, daß ihm angenehm ift, was eine
Bleichheit hat, und hingegen migfällig, was eine ungleichheit aus-
weifet. (III, 79.)
Die zweite Abteilung des dritten Teiles behandelt in faft
400 Seiten fürzere und längere, nach dem Alphabet geordnete
Erklärungen von 539 Begriffen; in bunter Reihe folgen da
Subjtantive und Adjektive, Konkrete und abitrafte. Häufig Ihließen
fie mit allegoriihen Abbildungen, mitunter auch mit Sinngedichten.
Über „Gold“ und „Gott“ 3. B. dichtet Harzdürfer (III, 238 ff):
Man ftellt mir Kiftig nach, ein jeder will mich haben,
man müht {ich über Meer die Erde zu durchgraben:
Sch fchaffe was man will, ich bau und reife ein
wenn mich ein Eiel trägt, hat er den Ehrenfchein.
Der Anfang und das End, im Himmel und auf Erden,
deß was gewefen ift, und nachmals möchte werden ;
doch bin ich der ich bin, ohn Anfang und ohn End’
Wol dem der alaubig mich, und auch fich recht erkennt.
Bom „Rad“ Heißt es (III, 384):
Dier Schweftern lauffen fort, und Fönnen fich nicht weilen,
doch Feine felbften Fan die ander übereilen :
fie gehen einen Weg, und fiehet jedermann
daß Feine, diejer vier, die andre rühren kann.
Auch diejem Teile find wieder manderlei „Beigaben“ angefügt.
Die zehn „SGeiftlidhHe Seldhicdht-KReden“ find epifdH-Iyrijche Gedichte
über altteftamentlidhe Berionen. Im „Reuigen Kain“ wird die