Volltext: Der Reichsstadt Nürnberg geschichtlicher Entwicklungsgang

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Nach Brüssel brachte alljährlich ein Nürnberger Bote ein grosses 
Schwert, einen bleichgelben Ledergürtel, einen Pack Nähnadeln und 
einen Goldgulden, der symbolische Ausdruck der Erneuerung der 
Handelsverträge. Welch ausserordentlichen Wert die Stadt gerade 
auf die niederländischen Handelsbeziehungen legte, das wird aus 
der darauf bezüglichen Abbildung in diesem Saal, die 1340 oder 
kurz vorher entstanden ist, deutlich erkennbar. Eine Frauengestalt, 
die Norimberga, überreicht knieend einer vor ihr stehenden, der 
Brabantia, die eben bezeichneten Gaben. Das zweite Steinrelief 
an der Ostseite des Saales stellt Kaiser Ludwig den Bayern dar 
und stammt aus derselben Zeit. Ihn liess man als das Reichsober- 
haupt an dieser hervorragenden Stelle abbilden, aber auch wohl 
deshalb, weil er sich als den grössten Förderer des Nürnberger 
Handels bewiesen hatte ?). 
Von den Handelsbeziehungen zu Köln hören wir erst 1334, 
obgleich der Handel dahin viel älter war. Dasselbe gilt von dem 
Handel mit Italien und insbesondere mit Venedig, der erst 1346 
urkundlich festzustellen ist. Nach der Urkunde Kaiser Ludwigs 
vom Jahre 1332, die 1350 und später von Karl IV. bestätigt wurde, 
reichten Nürnbergs Handelsbeziehungen bis nach Südfrankreich, der 
Schweiz, Lothringen, den Niederlanden, an den Rhein und bis nach 
Westfalen. Er dehnte sich dann im Verlauf der weiteren Jahr- 
zehnte durch Österreich bis nach Ungarn und nach Polen aus und 
zog später auch die pyrenäische Halbinsel in ihren Bereich. 
Diese weitverzweigten Handelsbeziehungen erhoben Nürnberg 
damals zur Handelsmetropole Süddeutschlands. Die wachsende Be- 
deutung der Stadt tritt um diese Zeit auch in der durchgreifenden 
Wandlung ihres baulichen Charakters deutlich in die Erscheinung. 
Kaiser, Rat und die reiche Bürgerschaft wirkten zusammen, um 
für die Zwecke der Gemeinde, der Kirche und hochherziger Wohl- 
thätigkeit grossartige Werke ins Leben zu rufen. Dass die Stadt 
schon vor der Mitte des 14. Jahrhunderts daran ging, den letzten 
und stärksten Mauerpanzer anzulegen, habe ich bereits hervor- 
gehoben, ebenso den Bau dieses mächtigen Saales, bestimmt den 
Tagungen der Fürsten und Städte, den ernsten Zwecken des Rates, 
aber auch den Lustbarkeiten der Geschlechter zu dienen. Dann 
aber schuf die Stadt da. wo vorher sich das Judenviertel ausgedehnt 
i) S. darüber mein „Rathaus in Nürnbere* S. 34, 35.
	        
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