Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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genützt.“ ) In Paulus Behaims Garten kamen damals noch vor Lavendel, 
Salbei, Raute, Melisse, Wegwartsalat und Spick. 
Artischocken begegnen uns hier zum ersten Mal i. J. 1569 und dann 
öfter. 1574 und 1575 zog sie auch Wilibald Imhof in seinem Garten. 
Er verwendete einen besonderen Samen „zum Adler“, wohl die Ursprungs— 
marke. 1574 kommt die Artischocke auch im Garten zum Weigelshof vor. 
Sie bürgerte sich auch auf dem Lande ein. 1685 heißt es von ihr, daß 
sie hier sehr gemein sei, aber keinen Samen bringe. Sie diene einzig und 
allein zur Speise. Der beste und tauglichste Samen komme von „Polo— 
— 
Hroßreuth h. d. V. in Gärten gezogen. 
Wir kommen zum Blumenkohl. Pflanze und Name sollen erst zu An— 
fang des 17. Jahrhunderts aus Italien, wohin der Blumenkohl zu Ende des 
16. Jahrhunderts gebracht worden, in Deutschland eingeführt worden sein.“ 
Ja, es wird sogar behauptet, daß er erst um 1680 nach Deutschland ge— 
tommen sei. Es mag ja sein, daß der Blumenkohl erst um diese Zeit 
in Deutschland eine allgemeinere Verbreitung fand, obgleich die Pflanzen 
Käskohl) schon 1626 aus dem Weigelshof verkauft wurden und er dann 
zur Blume ausgewachsen gleich ganz bedeutende Gelderträge lieferte. Ein— 
geführt war er schon im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts in Nürnberg. 
Wilibald Imhof verzeichnet näulich 1576 in seinem Haushaltbüchlein 
„pro Cauli fier-Samen“ 2fl. 35 10 3. Oauli fier, ital. cavalofiore (Bras- 
sica cauliflora) ist aber nichts anderes als unser Karfiol oder Blumenkohl. 
Für das 17. Jahrhundert liefern uns die Rechnungen des herrschaft— 
lichen Gartens zu Weigelshof, der seine Erzeugnisse zu Markte brachte, 
wertvolle Aufschlüsse. Außer Spargel wurden gezogen Kiferbsen, Kümmer— 
ling, Melonen, Artischocken, Kohlpflanzen, Wegwart und „Gartenwar“, 
worunter die gewöhnlichen Küchenkräuter wie Petersilie, Porree, Schnitt— 
lauch ꝛc. ꝛc. zu verstehen (1624); Salatsamen und Salat, Fenchel (1625); 
Gelbrübsamen, Majoran, Rosmarin, Kümmerlingkern, Spick, Kordebene— 
diktenkraut, Käsköhl (1626); 1627 wird eingemachter Kümmerling erwähnt, 
dann Knoblauch, Spick und Lavendel; 1628 Kabussamen (Krautkohlsamen); 
1630 Endiviensalat (Antifi); 1642 Peterlein, 1646 lactuca?. 
1) Marx, Teutsche Materialkammer. Auch der Nürnberger Arzt Leon— 
hard Doldius (1565—1611) hatte sie in seinem Garten, wie aus seinem Brief an 
Dr. Sig. Schnitzer in Eichstädt (16079) hervorgeht. S. Johannes Hornung 
Dista medica, Nürnberg (1626) S. 159. 
2) Wahrscheinlich ist Bologna gemeint. 
35) Marx, Teutsche Materialkammer. 
) Weigand, Deutsches Wörterbuch. 4. Auflage. Bd. 1S. 289. Beck— 
mann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Bd. 5 S. 121. 
*) Die Rechnungen gehen von 1624 1651. Die einzelne Pflanzensorte ist 
aufgeführt, wenn sie zum ersten Mal genannt wird.
	        
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