Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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Dachboden oder an der Sonne trocknet. Auf die Auswahl schöner Blätter 
und ein sorgfältiges Trocknen sollte mehr Gewicht gelegt werden, 
denn manchmal läßt die Beschaffenheit des an die Händler abgelieferten 
Materials sehr viel zu wünschen übrig.) Auf die Anschaffung von Hürden 
zum Trocknen nicht bloß von genannten Blättern und Blüten, sondern 
auch von den in früheren Abschnitten bereits erwähnten Gegenständen muß 
hier nochmals eindringlichst hingewiesen werden. In der Schweinfurter 
Gegend sieht man von dem Pflücken der Blätter ganz ab, da man dort 
die physiologisch leicht zu begründende Beobachtung gemacht hat, daß die 
Eibischwurzeln der entlaubten Stöcke schwächer bleiben als der nichtent— 
blätterten. Das Laub hat nämlich die wichtige Aufgabe, die aus der 
Luft und dem Boden entnommenen Nährstoffe zu verarbeiten, in Stärke— 
mehl, Schleim, Zucker u. s. w. umzubilden und dann diese Assimilations— 
produkte in den Wurzeln abzulagern. Wird aber dasselbe inmitten dieser 
Thätigkeit der Pflanze geraubt, so hat notwendigerweise die Wurzelaus— 
bildung darunter zu leiden. 
Das Ausnehmen der Eibischstöcke aus dem Boden erfolgt meistens 
im Herbst — selten im Nachwinter oder zeitigen Frühling — Ende Oktober 
oder anfangs November nach Beendigung der Weißrübenernte; vor dem— 
selben wurden aber auf dem Ackerland die etwa 60— 100 em langen 
oberirdischen Stengel mit der Sichel abgeschnitten, während man bei dem 
auf den Gewendern gewachsenen Eibisch dieses Geschäft erst nach dem 
.Ausgraben der Wurzeln vollzieht. Bei der bedeutenden Länge 
derselben ist ein unversehrtes Ausarbeiten sehr wichtig. 
Beim Auspflügen der Eibischwurzeln wird zunächst vom 
Bifang auf der einen Seite?) ein Streifen Landes weggeackert 
und dann mit dem Pflug ohne Sech so tief gefahren, daß 
dieselben möglichst unverletzt an die Erdoberfläche kommen. 
Die Ernte kann auch mit dem Stechscheit, Mist- und Quecken— 
haken vollzogen werden; jedoch biegen sich bei den beiden 
letztgenannten Geräten infolge des großen Kraftaufwandes 
die Zinken gerne krumm oder brechen sogar ab und sind 
dann für gedachte Zwecke unbrauchbar. Dies führte zur Ein— 
führung der Eibischgabel — Fig. 17 —, welche Christoph 
Lechner in Poppenreuth zuerst konstruierte und die jetzt überall 
Fig. 17. im Knoblauchsland verbreitet ist. Die Eibischgabel hat vier 
Eibischgabel. gerade, 35 bis 88 cm lange, sehr kräftige, 2 em im 
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) In Frankreich und Belgien widmet man dem Pflücken der Blätter und 
dem Trocknen derselben weit mehr Sorgfalt und erzielt dafür auch bedeutend höhere 
Preise. Bereits fangen die Wiener Kaufhäuser an, sich mit schöner Ware aus 
Belgien, statt aus Nürnberg zu versorgen. 
2) Besser wäre ein Abpflügen der Erde auf beiden Seiten des Bifangs.
	        
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