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— 27. Januar 1660 —, die beiden Fasoldschen Töchter sollten vernommen
und dann darüber entschieden werden, ob sie nicht ins Loch zu schaffen
und „mit mehreren Umständen“ zu verhören seien. Sie wurden darauf
mit einer anderen Weibsperson, die gleichfalls die Bauern im Tabakspinnen
unterwiesen, ins Loch gelegt.
Die Erträge, welche der Tabakbau lieferte, beliefen sich schon bald
auf Tausende von Zentnern. Aus den Rechnungen des Schauamts, die
von 1664 -1743 reichen, ist zu entnehmen, daß 1667/68 etwas über
2700 Zentner, 1668/69 über 6000 Zentner, 1669/70 beinahe 4000 Zentner,
1671/72 über 4000 Zentner, 1675,76 etwa 45600 Zentner, 1680/81 über
3400 Zentner, 1690/91 über 3400 Zentner, 1700,01 über 5400 Zentner,
1710/11 über 4000 Zentner, 1720/21 über 5300 Zentner, 1730,/31 über
2000 Zentner, 1740/41 1960 Zentner, 1742/48 über 2140 Zentner zur
Schau gelangten. Diese Ziffern enthalten auch den Geiz, der gleichfalls zur
Schau gebracht und dann ausgeführt wurde. Aber damit ist bei weitem
aicht aller Tabak zusammengefaßt, der aus der Gegend von Nürnberg nach
auswärts ging. Denn einmal wurde er, wenn er noch auf dem
Felde stand, nach Schätzung verkauft und hatte dann auch sein Schaugeld
zu zahlen. Das Gewicht dieses Tabaks aber konnte nicht geschätzt werden
und ist in jenen Summen nicht mitinbegriffen. Dann aber wurde unge—
mein viel Tabak, ohne vorher die Schau und Wage in Nürnberg gesehen
zu haben, gleich vom Felde weggeschafft. So kam es denn, daß die Er—
träge des Schauamts schließlich immer mehr zurückgingen und den Auf—
wand für die Beamten weitaus nicht mehr deckten.
Was, um auch noch diesen Punkt zu berühren, die Güte des Nürn—
hergischen Tabaks angeht, so erfreute er sich eines guten Rufes. Ein von
monymer Seite i. J. 1708 an den Rat gelangter Vorschlag, der die Ein—
führung eines Aufgelds in der Höhe von einem Reichsthaler auf den
Zentner Tabak jeder Form, ob gesponnen oder ungesponnen, trocken oder
eingemacht, wie in sterreich ob und unter der Ems, in der Pfalz und
in Bayern, ins Auge faßte, ist, wenn er auch nicht zur Ausführung ge—
langte, doch wegen mancherlei Angaben, die er enthält, höchst bemerkenswert.
Danach wurden alljährlich 5000 bis 6000 Zentner nach Holland, Böhmen,
Mähren, Ober- und Niederösterreich, der Pfalz, Bayern und anderswohin aus—
geführt. Nach anderweitigen Mitteilungen ging auch viel Tabak nach Bremen,
Hamburg, Frankfurt a. M., Schwäbisch-Hall, Regensburg und Neuburg.
Mancher Nürnberger Tabakhändler vertrieb allein im Jahre 1200
bis 1500 Zentner Tabak.
In jenem Vorschlage nun wird der Meinung Raum gegeben, daß
das erwähnte Aufgeld ohne Gefährdung des Tabakhandels eingeführt
werden könne, weil man in den genannten Ausfuhrländern den Nürnberger
Tabak lieber mit 20 bis 25 fl. bezahle als den selbstgebauten, der dem