— * II. Die Festtage 6—
„ihre Berechtigung der alten gegenüber erklären, denen aber, die
noch abseits standen und schwankten, ins Gewissen reden. Aus
eigenem innerem Triebe stellte er seine Gesangeskunst, deren
Wirkung auf seine Mitbürger er schon erprobt hatte, in den
Dienst Luthers, der durch Disputationen und Streitschriften,
durch Bullen und Bann mundtot gemacht werden sollte.
Hans Sachs wurde ein Helfer am Werke der
Reformation.
Hans Sachs hatte Luther begriffen. An den theologischen
Händeln und Streitigkeiten zwar hat er sich nie beteiligt, aber
der Kern der Lutherischen Bestrebungen, die Erneuerung des
ganzen innerlichen Lebens, war auch ihm Herzenssache geworden.
Wie Luther, so wollte auch er den Sinn für Recht und Pflicht
wieder erwecken, Tugend und Nächstenliebe neu beleben, Selbst⸗
liebe und Genußsucht vor allen Dingen bekämpfen. Während
man im Mittelalter gemeint hatte, durch entsagungsvolle Welt—
flucht Gott am meisten wohlgefällig zu sein, hatte sich durch
den Aufschwung des Handels und Gewerbes jetzt der Gemüter
ein Verlangen nach dem Genuß dieses Lebens und aller
irdischen Güter bemächtigt, wie nie zuvor, und besonders in
den Städten Deutschlands, des damals reichsten Landes der
Erde. Gegen dieses weltliche selbstsüchtige Treiben trat Luther
auf, und ihm zur Seite stellte sich Hans Sachs. Er predigt
gegen das greulich Tier, den Eigennutz, und schildert es in
seinem schrecklichen, verderblichen Wesen, wie er es geschaut hat,
nachdem ihm die Augen mit der Adlersfeder bestrichen worden
sind; wo der Eigennutz herrsche, da gedeihe das Gemeinwesen
nicht. Er predigt gegen die Verletzung der Heiligkeit der Ehe,
wie er es gleich in seinem ersten Fastnachtspiele gethan
hatte, und gegen Trägheit und Müßiggang und gegen das
Nichtsthun der zahllosen Mönche.
Aber ein weltbewegender Mann hat auch das Amt zu
hemmen, wenn seine mißverstandenen Bestrebungen zu Aus—
schreitungen führen. So auch Luther. Als die Bauern die“