— II. Die Festtage 0
Wie weiß er zu fabulieren
Ernst und heiter, so gewandt,
Und sein Handwerk recht zu führen,
Wenn der Werkeltag ihn bannt!
Horch, zu dem gewölbten Bogen
In der Kirche hohem Chor
Steiget, kunstreich abgewogen,“'
Takt um Takt der Sang empor!
Und inmitten der Scholaren
Sitzt Hans Sachs und prüft und lehrt,
Was ein Singer soll erfahren
Und zur Meisterschaft gehört
Wie sie lauschen, wie sie üben,
Wie der Fehler wird gezählt,
Wie er endlich weggeblieben
Und der Takt nun recht gewählt;
In das richtige Geleise
Lenken alle Stimmen ein,
Und Hans Sachs, er lächelt weise,
Und zufrieden will er sein. —
Dort in jener kleinen Gasse,
Wo des Hauses Giebel ragt,
Sitzt im traulichen Gelasse
Unser Meister hochbetagt;
In dem schweren Folianten
Sucht er nach dem alten Lied,
Das dem Mann, dem gottgesandten,
Einst von ihm so schön erblüht.
Und er singet fromm und leise
„Wittenbergsche Nachtigall,
Deine echte deutsche Weise
Höret man jetzt überall.“
Als die Tone still verklingen,
Da verklärt sich sein Gesicht,
Und auf gottgeweihten Schwingen
Naht ein Genius und spricht:
„Sei gepriesen treuer Meister,
Der als Dichter und als Mann,