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— II. Die Festtage 8—
Bild in den Straßen, deren Häuser in hellem Lichte erglänzten.
Für die Sänger war durch die Schutzmannschaft, unterstützt
durch eine Abteilung fackeltragender Feuerwehrmänner, ein ent—
sprechender Raum abgegrenzt. Der Platz, strahlend in einem
Meer von Licht, das von den ihn umgebenden großen Gas—
kandelabern, aus denen gewaltige Flammenzungen aufstiegen,
den tageshell illuminierten Häusern, unter denen die Synagoge
mit ihren unzähligen, die Architektur des Gebäudes hervor—
hebenden farbigen Lämpchen sich besonders auszeichnete, sowie
von den Fackeln und Lampions ausströmte, war angefüllt mit
einem dichtgedrängten Menschenknäuel. Jedes Plätzchen, das
zu entdecken war, hatte seine Liebhaber gefunden, alle Fenster,
Chörlein und Erker waren dicht besetzt, selbst auf den Dächern
hatte sich ein verwegenes Völklein festgesetzt, um sich aus der
Vogelperspektive das Schauspiel zu betrachten.
In der Mitte des Platzes trat die baldachinartige Laube,
welche sich über dem Denkmal erhob, in dem hellen Lichte klar
hervor. Magisch erleuchtet aber war der ganze Platz mit den
umliegenden Gebäuden, der alten Spitalkirche, der Synagoge
und dem grauen Turm des Männereisens auf der Insel Schütt,
wenn die bengalischen Flammen erstrahlten.
Die Feier wurde eingeleitet durch das Lied: „Des Sängers
Heimat“ von J. B. Maier, das der Nürnberger Gesangvereins—
bund unter der Leitung des Lehrers Hertlein vortrug. Nach—
dem die Klänge des Liedes verhallt waren, hielt Buchhändler
und Magistratsrat Barbeck folgende Ansprache:
„Hochgeehrte Festgenossen von fern und nah!
Nicht weit von dem Platz, auf dem wir uns befinden,
steht ein kleines Haus, in welchem vor 800 und mehr Jahren
ein Mann lebte, der dem überaus nützlichen Beruf huldigte,
daß er des Menschen Fuß geeigenschaftet machte, über zackiges
Gestein und durch dornigen Paß zu schreiten. So wichtig und
wertvoll diese Kunst, sie wäre aber doch nicht hinreichend gewesen,“