Vorbereitungen zum Feste 6—
Die Huldigung, die dem Dichter dargebracht wurde, war
so gedacht, daß die ganze Stadt daran teilnehme: der Rat,
das Patriziat und die ehrbaren Geschlechter, die Geistlichkeit
und die Gelehrten, die Lehrer mit ihren Schülern, die Kauf—
mannschaft, die Künstler und Handwerker, an erster Stelle aber
die Meistersinger, aus deren Kreis der Dichter hervorgegangen
und denen er wieder ein leuchtendes und mächtiges Vorbild
geworden ist, dann die Schauspieler, die ihm ganz neue und
verbesserte Theaterverhältnisse verdankten, endlich das Volk, für
das er gestrebt, gearbeitet und gedichtet, und das hinwiederum
seine Dichtungen als etwas ihm Gleichartiges mit Begier in
sich aufgenommen, das er belehrt, gehoben und gebessert.
Für die Huldigung der Stadt Nürnberg, die in den
Vordergrund zu stellen war, boten sich in einem weiteren Ge—
dicht des Hans Sachs: „Ein Lobspruch der Stadt Nürnberg“
die wünschenswerten Anhaltspunkte. In seinem Lobspruch der
Stadt, den er in zwiefacher Form, als Meistergesang und als
Spruchgedicht bearbeitet hat, schildert er in einer weitausge⸗
sponnenen Allegorie seine Vaterstadt in ihrer Macht und in
ihrem Reichtum, ihrer großen Widerstandskraft gegen ihre
Feinde, in der Rührigkeit und Strebsamkeit ihres Handels und
ihrer Gewerbe, in der Ordnung und Gesetzmäßigkeit der Regier—
ung, Gesetzgebung und des Rechts, in dem Gehorsam und der
Hingabe der Gemeinde und in der Einmütigkeit aller. In
einem wunderbaren Rosengarten, voll der herrlichsten Früchte
und reich an edlen Brunnen, die aus goldenen Röhren hervor—
quellen, sitt heckend in einem dichten Rosenbusch ein wunder—
schöner, kohlschwarzer Vogel, wie ein Adler gestaltet. Seine
linke Seite ist bedeckt
Mit lichten Rosen rot und weiß,
9— Fein dividirt mim allem Fleiß.
Seine Stimme gleicht der eines Engels. IUm seine Jungen
W er sein Gefieder, ätzt sie und hält sie in treuer Hut.
Der edle Vogel hat wenig Ruh, denn Raubvögel und wilde
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