Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

25 9. Festliche Veranstaltungen vor der Feier 6 
57 
für versungen, weil es die Zwietracht, den Haß und Neid der 
Schule geißelt. 
Dann erscheint auch Krebsblut mit einem Ratsdiener, 
der dem Dichter den Natsbefehl verkündet, in Zukunst nichts 
mehr zu dichten und drucken zu lassen. Hans Sachs, zunächst 
wie vernichtet, faßt sich wieder in dem festen Entschluß, lieber 
der Heimat den Rücken zu kehren als dem mächtigen Trieb 
in seinem Herzen zu entsagen. Obgleich ihm Nunnenbeck von 
übereiltem Handeln abrät, bleibt Hans Sachs auf dem einmal 
gefaßten Beschluß bestehen. Kunigunden, die ihm in dieser großen 
Bedrängnis ihre innigste Teilnahme bezeigt und der längst 
sein Herz gehört, bietet er jetzt seine Hand fürs Leben. 
Er greift dann wieder zum Wanderstab. Die Nacht über— 
rascht ihn im Reichswald, wo er sich zur Ruhe niederlegt. 
Hier erscheint ihm im Traume Klio und weiht ihn im Einver— 
ständnis mit den übrigen Musen zum Dichter. Erwachend legt 
er das Gelöbnis ab, dem Dichterberufe für immer treu zu 
bleiben. 
Hörnerrufe klingen an sein Ohr, ausgehend von dem 
Jagdgefolge Kaiser Maximilians, der sich nun des Dichters, 
der ihm in seinem hohen Werte längst bekaunt ist, huldreich an— 
nimmt. Er führt ihn nach Nürnberg zurück und im Scheurl— 
schen Hause, wo er als Gast einkehrt, zollt er ihm vor allem 
Volke seine uneingeschränkte Anerkennung, während er seinen 
Gegnern, die ihm nachgestellt, seine Gnade entzieht. 
Der Braut des Dichters setzt er zum Schluß den Myrten— 
kranz aufs Haupt, nachdem die Verlobung Märten Pogners 
mit Röschen und des Junkers Krebsblut mit Ursula, der ältlichen, 
aber heiratslustigen Zofe Röschens, vorhergegangen ist. 
Es ist hier nicht unsere Sache, über das Stück ein 
näheres Urteil abzugeben. Historisch kann es nicht überall 
befriedigen. Das sei übrigens bemerkt, daß es, wenn auch 
etwas locker in der Anlage und breit in der Ausführung, auch 
seine großen Schönheiten besitzt. 
—
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.