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—O lIII. Stimmen der auswärtigen Presse 64
„die Trommler, so bliesen die Spielleute, so schmetterten die
Fanfaren, so schritt der Rat einher, so blickten die Ehrbaren
aus den alten Geschlechtern, die Gelehrten, die Meistersinger;
so hinkte auch vielleicht der Troß hinterdrein, gefolgt von
fahrendem Gesindel aller Art. Herrlich wirkte die bunte
Farbenmischung des ganzen Aufzuges und stilecht das Größte
wie das Kleinste bis zur letzten Sattelschnalle der Reiter. Die
leitende Idee einer Huldigung der Stadt Nürnberg an Hans
Sachs war wundervoll durchgeführt. Auf vergoldetem, von
sechs in rosa und gold geschirrten weißen, zierlichen Rossen
gezogenem Wagen thronte in einer Rosenlaube Noris, die
Versinnbildlichung Nürnbergs, von lieblichen Huldgestalten in
Patriziertracht umgeben. Im Wagen der Schauspieler sah
man Frau Wahrheit mit den Haupttypen der besten Fast—
nachtspiele von Hans Sachs. Und nun kam der reichverzierte
Wagen des „teuren Meisters“ selbst, von sechs mächtigen Rappen
feierlich fortbewegt. Hans Sachs, durch eine Prachtgestalt aufs
glücklichste verkörpert, saß unter dem Gezweig eines sich über ihn
neigenden Baumes, am Wagenrand ein Genius, der den Lorbeer
über ihn hielt, ringsum die Musen, die er so oft und gern
zum Besuch bei sich im Traum geschaut. Noch ein Wagen der
Künstlerschaft folgte: in der That eine Huldigung von außerordent—
licher Farbenpracht, wahrhaft künstlerisch erdacht und gemacht.“
Nach einer kurzen Schilderung der Festspiele in der
Turnhalle und der Meistersingeraufführung im Stadttheater
schließt der Bericht unter Bezugnahme auf die volkstümlichen
Festakte, die am Abend in fünf Sälen stattfanden, mit folgenden
Worten: „Das ganze liebenswürdige Naturell der Nürnberger
kam hier zur schönsten Entfaltung, und in festlicher Harmonie
verklang diese nach jeder Richtung aufs herrlichste gelungene
Gedenkfeier des Dichters, den Martin Greif in seinem Spiel
so treffend charakterisiert:
Es kann kein Guß so glockenrein
Auf Einen Ton gestimmter sein:“