Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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—O lIII. Stimmen der auswärtigen Presse 64 
„die Trommler, so bliesen die Spielleute, so schmetterten die 
Fanfaren, so schritt der Rat einher, so blickten die Ehrbaren 
aus den alten Geschlechtern, die Gelehrten, die Meistersinger; 
so hinkte auch vielleicht der Troß hinterdrein, gefolgt von 
fahrendem Gesindel aller Art. Herrlich wirkte die bunte 
Farbenmischung des ganzen Aufzuges und stilecht das Größte 
wie das Kleinste bis zur letzten Sattelschnalle der Reiter. Die 
leitende Idee einer Huldigung der Stadt Nürnberg an Hans 
Sachs war wundervoll durchgeführt. Auf vergoldetem, von 
sechs in rosa und gold geschirrten weißen, zierlichen Rossen 
gezogenem Wagen thronte in einer Rosenlaube Noris, die 
Versinnbildlichung Nürnbergs, von lieblichen Huldgestalten in 
Patriziertracht umgeben. Im Wagen der Schauspieler sah 
man Frau Wahrheit mit den Haupttypen der besten Fast— 
nachtspiele von Hans Sachs. Und nun kam der reichverzierte 
Wagen des „teuren Meisters“ selbst, von sechs mächtigen Rappen 
feierlich fortbewegt. Hans Sachs, durch eine Prachtgestalt aufs 
glücklichste verkörpert, saß unter dem Gezweig eines sich über ihn 
neigenden Baumes, am Wagenrand ein Genius, der den Lorbeer 
über ihn hielt, ringsum die Musen, die er so oft und gern 
zum Besuch bei sich im Traum geschaut. Noch ein Wagen der 
Künstlerschaft folgte: in der That eine Huldigung von außerordent— 
licher Farbenpracht, wahrhaft künstlerisch erdacht und gemacht.“ 
Nach einer kurzen Schilderung der Festspiele in der 
Turnhalle und der Meistersingeraufführung im Stadttheater 
schließt der Bericht unter Bezugnahme auf die volkstümlichen 
Festakte, die am Abend in fünf Sälen stattfanden, mit folgenden 
Worten: „Das ganze liebenswürdige Naturell der Nürnberger 
kam hier zur schönsten Entfaltung, und in festlicher Harmonie 
verklang diese nach jeder Richtung aufs herrlichste gelungene 
Gedenkfeier des Dichters, den Martin Greif in seinem Spiel 
so treffend charakterisiert: 
Es kann kein Guß so glockenrein 
Auf Einen Ton gestimmter sein:“
	        
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