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III. Stimmen der auswärtigen Presse 6—
„Und nun aus dem Saale und aus der gelehrten Um—
gebung hinaus auf die Straßen, wo sich das Volk zum Schau—
spiele des Festzuges in vielen Tausenden gesammelt hat und
selbst mit seiner guten Laune und schnell erregbaren Heiterkeit
ein schönes Schauspiel bietet.
Der Morgen hatte sich wenig erfreulich angelassen, ein
dichter Nebel verhüllte die Sonne, und man versah sich mit
Regenschirmen beim Ausgehen. Indes wir aber im Rathaus—
saale saßen, hatte sich der Nebel zerteilt, und zwar keinem
vollen Sonnenglanze, aber doch einem guten gedeckten Lichte
Raum gegeben. In diesem Lichte konnte die mit künstlerischem
Sinne erwogene Farbenharmonie des Festzuges, seiner Wagen
und seiner kostümierten Menschen, worin Gelb und Grün vor—
herrschten, zur vollen Geltung gelangen. Es war auch nicht
kalt, in den Wintermänteln konnte man im Freien ohne Un—
behagen eine Stunde lang sitzen und dem prunkvollen Schau—
stücke ohne geheime Furcht vor späteren Rheumatismen zusehen
Wir hatten unsern Standort auf der Tribüne beim Rathause,
am Anfange der Burgstraße, nächst der Sebalduskirche, wo
wir von mäßiger Erhöhung die uns entgegenkommenden Neiter
und Wagen gut besehen konnten. Man hatte uns darauf
vorbereitet, einen kleinen Zug zu sehen. Man konnte, sagte
man uns, nicht allzu große Mittel aufwenden; die Kosten des
Festzuges seien aus freiwilligen Spenden bestritten worden.
Aber das, was wir nun sahen, flößte uns Respekt vor dem
Reichtum dieser Nürnberger, vor ihrem Geschmack und Gemein—
sinn, die sich den gleichen Tugenden ihrer Vorfahren zur Zeit
des Hans Sachs würdig zur Seite stellen dürfen, ein. Alle
Stände waren im Zuge vertreten: Patrizier nund Handwerker,
Kaufherren und Künstler und schöne Damen aus den besten
Familien. Kräftige, kernige Gestalten, die auf ihren schweren,
schönen Rossen stolz und sicher saßen, denen die prächtigen
Gewänder, die schweren Sammtwämser, die Lederkoller oder
auch die Rüstungen wohl standen. Schembartspieler liefen“