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Il. Die F
e Festtage —
„trugen. Übrigens läßt sich ein entschiedener Fortschritt an
den dramatischen Schöpfungen Hans Sachsens wahrnehmen,
nicht nur teilt er die Spiele in Akte, er deutet auch das
Auftreten und Abgehen der Personen an, ja er gibt später
sogar Winke für den Vortrag und die Mimik, woraus
wir ersehen, daß er nicht bloß im Aeußerlichen für das künftige
deutsche Drama vorbildlich war. Dabei soll nicht übersehen
werden, daß Hans Sachs nicht bloß Schauspiele dichtete,
sondern auch als Darsteller und Regisseur zu einer möglichst
pollkommenen Aufführung das Seine beitrug. Er sagt einmal,
daß er „den meisten Teil selb hab' agieren und spielen helfen.“
Die Aufführungen der Meistersinger fanden in der Martha—
kirche, später im Dominikanerkloster statt; bisweilen wurden
auch die geräumigen Höfe von Gasthäusern, z. B. des goldenen
Schwans und Sterns und namentlich des Heilbronner Hofes
dazu eingerichtet, und die Fenster und Galerien, welche die
Höfe umgaben, in Logen und Tribünen umgewandelt. Die
Fastnachtsspiele fanden in der Regel in Privathäusern oder
auch in öffentlichen Wirtschaften statt. Ein sogenannter
Ehrenhold im Gewande eines Herolds sprach gewöhnlich einige
auf den Inhalt oder die Zuschauer bezugnehmende Verse als
Einleitung und zum Schlusse die gleichfalls in Verse gekleidete
Moral, die bei keinem Stück fehlen durfte.
Werfen wir nun zum Schlusse noch einen Blick auf das,
was der Meister in seinem allerdings langen Leben alles ge—
schaffen, so erfüllt uns gerechtes Erstaunen über seine Frucht—
barkeit. Am 1. Januar 1567 inventierte er seine Bücher,
wobei er 16 Meistergesangbücher vorfand, die 4275 Bare oder
Meistergesänge enthielten. Komödien, Tragödien, die in Nürn—
berg und andern Städten aufgeführt wurden, zählte er 208,
an Fabeln und Schwänken 1700, im ganzen 6048 Gedichte;
der Hans Sachsforscher Edm. Goetze zählt ihrer 6205. Nicht
weniger erstaunlich ist, was er zu diesem Zwecke alles gelesen
hat; er selbst besaß eine Bibliothek von 180 Schriften, die“