Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

.Die Festtage * 
„In den Stücken selbst erteilt er wichtige Verhaltungs— 
maßregeln, schreibt den Schauspielern Art und Maß der Rede 
und des Spieles vor, bestimmt oft mit feinem Takt den Aus— 
druck der Seelenstimmung und der Leidenschaft. So sehen 
wir in ihm auch den Reformator des Theaters. 
Überblicken wir die Dichterthätigkeit des Hans Sachs 
im ganzen, so müssen wir bekennen, daß sie in der Geschichte 
der Literatur einzig und ohne Beispiel dasteht. Ein schlichter 
Handwerksmann hat sich zu einer Bildungsstufe und einer 
Lebensauffassung emporgerungen, die wenige der gebildeten 
und gelehrten Zeitgenossen erreicht haben, er hat sich durch 
unablässiges Studium eine Kenntnis der älteren wie der zeit— 
genössischen Literatur angeeignet, die den meisten der Mit— 
lebenden abgeht, er hat sich weiter einen schier unerschöpflichen 
Schatz von Lebenserfahrungen gesammelt, der überall in seinen 
Gedichten sichtbar wird, er ist ein praktischer Philosoph, der 
als solcher auf die weitesten Kreise der Gebildeten, aber auch 
der Ungebildeten auf das gedeihlichste einwirkt, und zwar um 
so tiefer und nachhaltiger, als er endlich auch der echte, natur— 
wahre Dichter ist, der seine Schöpfungen in jener Form dar— 
zubieten vermag, daß sie jedwedem annehmbar und gefällig 
erscheinen. 
Und jetzt ist noch eine Frage zu beantworten. Was ist 
uns Hans Sachs? Feiern wir bloß den großen Dichter 
seiner Zeit, den historischen Hans Sachs oder spinnen sich 
noch Fäden herüber zu uns, die ihn mit uns näher verbinden? 
Hat er für uns noch eine aktuelle Bedeutung, und haben 
wir somit thatsächlich das Recht, die 400jährige Jubelfeier seiner 
Geburt in so festlicher Weise zu begehen? 
Man hört es wohl aussprechen, Hans Sachs habe für 
uns kein Interesse mehr, man könne ihn nicht mehr lesen und 
verstehen, man könne etwa ein Buch über ihn lesen, für eine 
Lektüre seien die Gedichte selbst aber zu schwierig und abgelegen.“
	        
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