Volltext: Kaspar Hauser

126 
er mich nicht hindern, alles für mich zu nehmen, was nur 
irgend sich den Menschen und meinem Glücke abgewinnen läßt. 
Recht ist ja, was die Menschen dafür halten, und allein auf 
diesem Rechte will ich versuchen, meinen Thron mir aufzubauen. 
Der Fremde (inster und entschieden, mit Bedeutung); Dem— 
nach: ein Prätendent in aller Form, wenn auch illegal 
und nur als Abenteurer! — Offenherzig — zur Genüge! 
Kaspar: Nun zeigen Sie mir, was es mit Ihrer 
Allwissenheit auf sich hat, mit Ihrer Gewalt über Leben 
und Tod! Zeigen Sie mir Ihre Dokumente! 
Der Fremde: Wozu bedarfst du ihrer, wenn du sie 
doch verachten willst? 
Kaspar (voll tiefsten Verlangens, im Tone dringender, fast herzlicher 
Vorstellung): Aus reiner Lust, damit vertraut zu sein! Aus 
kindischer Freude, Klarheit zu haben über mich und meiner 
selbst gewiß zu werden. 
Der Fremde (zieht, nach kurzer Pause sich entschließend, eine 
Brieftasche hervor. Kaspar vergißt darüber allen Widerstand, steckt 
den Dolch wieder in seinen Wams und will hastig nach der Tasche greifen. 
Der Fremde indeß hält sie noch vor ihm zurückz: Halt! — Einen 
letzten Augenblick Geduld! — Ist dir bekannt, daß es nach 
den Gesetzen aller Länder ein Verbrechen giebt, namens 
Hochverrat? 
Kaspar: Ich habe davon gehört. 
Der Fremde: Daß du mit deinem Unternehmen dieses 
Verbrechens dich schuldig machst? 
Kaspar: Vielleicht! Mißtraut man meinem Recht, 
so mögen die Gesetze über mich entscheiden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.