Volltext: 1834-1884 (2. Band)

—70 Die Kriminaluntersuchung in Ansbach. 
wirklich vorhandener Mörder einen Vorsprung zur Flucht gebraucht 
— niemand als Kaspar Hauser selbst eine Verzögerung veranlaßt 
hat. Er meinte es offenbar gut mit seinem Angreifer: er rief nicht 
um Hilfe, redete niemand an, und führte erst seinen Lehrer unter 
Gebärdespiel nach dem Hofgarten zurück, nicht um mit ihm 'den 
Mörder“ zu verhaften, sondern um ihm den „Beutel“ zu zeigen. 
Kein unvoreingenommener Zeuge hat darum auch irgend etwas 
Verdächtiges gesehen. Der so günstig gelegene Weidenmüller Dietrich 
3. B. hat seine Leute und namentlich seinen Mühlknecht befragt, ob 
sie denn um jene Zeit des Unfalls niemand hätten hin und wieder 
gehen sehen, allein es hatte niemand etwas gesehen, weder 
seine Frau noch seine Dienstboten. Mit solchen negativen Zeugen 
werden aber die Hauserianer sich das „neue Licht“ nicht verdunkeln 
lassen. Wir müssen uns dieses Licht selbst ansehen; es soll hervor— 
leuchten aus den folgenden Depositionen, die Daumer (mit Aus— 
nahme der Nr. 7) auf seine gläubige (affirmative) Art veröffentlicht 
hat. Zur Beruhigung des Lesers sei aber im voraus bemerkt, daß 
die Zeitrechnung der Verwundungsgeschichte durch eine große Anzahl 
eidlicher Aussagen festgestellt ist: 
1) Hauser geht um halb 3 von Fuhrmann weg und allein in 
den Hofgarten. Zeugen: Pfarrer Fuhrmann, seine Dienstmagd 
A. M. Pfaffenberger, Frau Weigel, Frau Scholler, Fräulein Lisette 
Scholler, Kaspar Hauser. 
2) Hauser eilt verwundet nach Hause, wo er um halb 4 herum 
ankommt. Zeugen: Melbermeister Brechtelsbauer, Konrad Sturm, 
Vogels Dienstmagd, Vogels Sohn, Lehrer Meyer, Frau Henriette 
Meyer. 
3) Hauser führt seinen Lehrer zum Hofgarten und ist nach 
einer guten Viertelstunde wieder mit ihm zurück. Zeugen: Vogel jun. 
„K. H. zog den Lehrer M. mit sich sort“), Näherin Dürrbech 
(„Es war Nachmittag!/24 Uhr als ich durch den Bogen am Grän— 
müller'schen Hause gegen das Schloß zu ging und vor mir hin den 
Lehrer Meyer und diesen zur Rechten Arm in Arm mit ihm einen 
jungen Menschen sah, welcher sehr weinte und klagte und, wie ich 
hörte, K. H. gewesen sein soll. Ich hörte diesen in abgebrochenen
	        
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