Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Numismatisches. 
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davon wollen wir uns wieder aus einem eklatanten Beispiel über— 
zeugen. Feuerbach erzählt: Ein Polizeidiener „gab ihm eine Münze; 
er zeigte darüber die Freude eines kleinen Kindes, spielte damit 
und schien, indem er mehrmals Roß! Roß! sagte und mit der 
Hand gewisse Bewegungen machte, das Verlangen auszudrücken, diese 
Münze einem Rosse anzuhängen“ (S. 213). Dasselbe Stückchen 
kehrt später so wieder: „So oft man ihm eine Kleinigkeit, eine 
glänzende Münze, ein Band, ein Bildchen u. s. w. schenkte, sprach 
er Roß! Roß! und gab er durch Mienen und Gebärden den Wunsch 
zu erkennen, diese Schönheiten einem Rosse anzuhängen.“ Der erste 
Fall ist einfach aus der Wachtstube der Polizei nach dem Turm, 
d. h. nach dem Simulierstübchen verlegt. Über die vorge— 
zeigte (nicht geschenkte) Münze enthalten die Akten eine beeidigte 
Aussage des Polizeiaktuars v. Scheurl: „Für Geld schien H. (am 
26. Mai 1828) einen Begriff im allgemeinen zu haben, nur bezeich⸗ 
nete er die ihm vom Polizei-Offizianten Röder vorgehaltene Münze 
falsch, indem er ein ihm vorgezeigtes 24 kreuzer Stück für ein 12 kreuzer 
Stück bezeichnete.“ Derselbe Augenzeuge fährt also fort: „Als end— 
lich Röder — wörtlich äußerte: wenn du jetzt nicht sprichst, so laß 
ich dich in den Wald zürückführen — bat K. H. bitterlich weinend: 
nicht Wald, nicht Wald.“ Röder ist nicht beeidigt, sondern 
machte erst den 17. Dezember 1828 über seine Wahrnehmungen zur 
Zeit des ersten Erscheinens K. Hausers eine schriftliche Anzeige, die ihm 
am 28. Dezember 1829 wieder vorgelesen worden ist. Am 1. Tage 
hielt er Kaspar für einen Betrüger, später aber erinnerte er 
sich der Mitteilung des ausgezeichneten Polizeirottmeisters Wüst 
(Kaspars Antwort: das darf ich nicht sagen) nicht mehr, und noch 
48 Jahre später (in einem Brief an Daumer)) „erklärte“ er die 
von einem Beamten beschworene Aussage (über Münze und Wald) 
„für unrichtig.“ Da er aber Kaspars Jakobifedern und sein: 
Kerl, du bist ein Betrüger! bei der Gelegenheit bestätigte, so 
möge der Leser urteilen, ob hier gläubiger Rekonstruktionsschwindel 
vorliegt oder nicht. Feuerbach hat um die Münze gewußt. Als er 
im Turme war, ließ er Kaspar zwischen einem Kronenthaler und einem 
Vierundzwanziger wählen. Kaspar nannte den beschmutzten Thaler 
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