Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Die Nürnberger Kamele waren aber größer. 239 
„Er (Hauser) habe nicht gewußt, was das (der mechanische 
Schreibunterricht) sei, habe aber gewaltige Freude () empfunden, 
als er die schwarzen Figuren auf dem weißen Papier entstehen ge— 
sehen. Als er seine Hand wieder frei gefühlt, und der Mann ihn 
derlassen, habe er, in der Freude über die neue Entdeckung nicht 
satt werden können, diese Figuren immer wieder von neuem auf das 
Papier zu malen. Der Mann habe auf dieselbe Weise seine Be— 
suche zu verschiedenen () Zeiten wiederholt. — Daß Kaspar wirklich 
Unterricht im Schreiben, und zwar regelmäßigen Elementar— 
Unterricht gehabt habe, dafür lieferte er, schon am ersten Morgen 
nach seinem Erscheinen zu Nürnberg, augenscheinlichen Beweis.“ F. — 
Mit anderen Worten: der unterirdische Kadmus hat auf der Erde 
eine Elementarschule besucht, wie er Merk noch ganz unbefangen er— 
zählt hatte. Und mit diesem schon am 27. Mai von K. H. voll⸗ 
geschriebenen Foliobogen, mit diesem sonnenklaren Schulzeugnis vor 
sich, fragte die schüchterne Kommission am 7. Nov. 1829, wie wenn 
sie den Kronprinzen oder den Kanzler des deutschen Reichs zu ver— 
nehmen hätte: „Daß Sie schon auf Grund eines einzigen Unterrichts 
das Schreiben so gelernt haben sollen, wie (hier) geschehen, ist bei⸗ 
nahe () zu bezweifeln.“ Kaspar entsann sich freilich „recht wohl, 
die hier vorliegende Schrift bei Hiltel gefertigt zu haben,“ verharrte 
aber dabei, daß er „nur ein einzigesmal Unterricht im Schrei⸗ 
ben während seiner Gefangenschaft erhalten hatte.“ Die skeptische 
Kommission war sofort besiegt, übersah aber, daß der ganze Blei⸗ 
stiftschwindel nicht aufklärte, wieso Kaspar am 26. Mai 1828 in 
der Wachtstube ohne Besinnen mit Feder und Tinte geschrieben 
hatte, obgleich wir doch allesamt die mit dem Schreibunterricht ver— 
bundene Kleckserei, sogar bei mehr Komfort als in Kaspars Käfig, 
durchgemacht haben! Freilich sind wir keine Wundermenschen. 
Zweite Lektion. „Drei oder vier Tage später (also etwa 
am 21. Mai 1828) kam der Mann zum zweiten Mal; er legte 
mir, wie beim ersten Male von hintenher, ein kleines Buch 
vor“ ... D5. 
Da werden ihm denn auch die nun einmal in den Nürnberger 
Akten stehenden Worte eingetrichtert, z. B.: „ih möcht ä sechener
	        
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