Glaube und Unglaube.
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bald darauf von dem „Gipfel des Deliriums spricht, welches hier
unser Erstaunen erregt“, so meint er damit andere Leute, und es
freut mich wirklich, mich wenigstens einmal prinzipiell mit Daumer
einverstanden zu wissen. Wir kennen nämlich schon aus den theo—
logischen Kämpsen die „gläubigen“ Systeme, ihre Sprache und Tak—
tik, wie sie genau hier bei Daumer wiederkehren. Daumers Dilemma
ist richtig: es handelt sich um den „Glauben“ (— Schwindel) und
um die „destruktive Kritik“ (— Wissenschaft, unbestechliche Redlich—
keit, Wahrheit). Wie bei der Verfolgung Galiläis, wie bei dem
Kampf um die Hexenprozesse, wie bei allem und jedem Wahn, der
erst nach schweren Opfern ausgerottet werden kann, so stehen auch
hier „Glauben“ und „Unglauben“ sich gegenüber. Das Dekret vom
5. März 1616 der Kongregation zu Rom wider Kopernikus, die
Apologieen der Hexenmorde sind von den „Glänbigen“ ausgegangen.
Ich weiß nicht, ob der affirmative Daumer folgendes mir gedruckt
vorliegende Mittel wider das Reißen anerkannt haben würde:
„Diese Buchstaben auf einen Zettel geschrieben, 9 Tage ange—
hängt und ins fließende Wasser getragen, dem Wasser entgegen ge—
worfen. 747p5 IdSSe MMddvGEdhdNN. außa N. naßF DIEdu
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Rubdit 4— Rubbit 4— Rubbit 4“ (Quelle im 26. Kapitel.)
Das ist so von dem Zeug, wie Kaspar am 26. Mai 1828
einen Vorrat bei sich hatte, und woran der Zettel vom 14. Dezember
1833 bedenklich erinnert. Würde Daumer das nun für „Aberglaube“
erklären, so stände er sofort auf seiten der „destruktiven“ Kritik.)
Die Grenze, wo der „Glaube“ aufhört und das „Aber“ anfängt,
ist auf diesem ganzen Gebiete 'eine so unsichtbare, daß der „Aber—
glaube“ für den wissenschaftlichen Standpunkt nichts mehr ist als
ein Pleonasmus. In unserem speziellen Falle kämpft der „Glaube“
für eine Geschichte, die bloß geeignet war, auf Jahrmärkten dem
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Ein russischer Katechismus, der 1880 in 66. Auflage erschien, schreibt zum
Gebote der Elternverehrung auch vor, daß die leibeigenen Leute ihre Besitzer ehren
sollen. Die Verteidigung dieses Anachronismus ist „gläubige, affirmative“ — der
Finwand. daß die Leibeigenschaft schon längst aufgehoben, wäre „destruktive“ Kritik.