Full text: 1834-1884 (2. Band)

Ein Kaspar-Haufer-Komplott. 
und der biedere Kolb verwertet das so: „Die Vermutung liegt nahe, 
daß diese Erklärung (Garniers 18511) damals mit erkauft worden 
sei.“ Beweis? Überflüssig! Die Hauserianer schreiben eine Schur— 
kerei einfach aufs geduldige Papier hin und dann ist sie That— 
sache. Denn Kolb macht, als hätte er nicht selbst seine Verdäch— 
tigung eine „Vermutung“ genannt, sofort die Folgerung: „Somit (!) 
ein erkauftes Aktenstück, das weit mehr gegen als für die badische 
Regierung zeugt.“ Und dann etliche Blattseiten weiter, obgleich er 
nicht den Schatten eines Beweises beigebracht hat: „Man wird nicht 
fehlgreifen, wenn man annimmt, hier handle es sich um die () von 
Garnier erkaufte Erklärung.“ Der Piaristenmönch Pater Paulin 
bleibt ihm aus dieser „käuflichen“ Feder freilich noch gut genug für 
den famosen Kolbschen Hares-Sprauka-Zettel (1883 S. 16, 40, 110). 
Wir haben hier dem Gaukler also genau auf die fertigen Finger 
gesehen: „Broch“ (x Kolb) 1859 schöpft eine Räubergeschichte von 
Hornung aus Muggensturm aus einem Garniermanufkript, angeblich 
1840/,42 entstanden. Kolb 1875 läßt denselben Garnier 1835 durch 
Hennenhofer bestechen, Kolb 1883 tischt dieselbe Räubergeschichte 
aus derselben Quelle noch einmal auf, eskamotiert aber das ursprüng— 
liche Datum. Derselbe Gaukler spricht S. 16 bloß eine „Vermutung“ 
aus, behandelt sie aber S. 40 als weltkundiges Faktum, und fragt 
mit anwidernder Frechheit „was dieses Aktenstück gekostet hat?“ 
Und diese elende Leistung ist ihm dann „ein Beweis mehr für die 
Wahrheit der Welckerschen Angaben“. Ich kann jedem anständigen 
Zweifler nur raten, das „Aktenstück“ selbst in Karlsruhe zu lesen, 
was dort keinem ordentlichen Menschen verwehrt wird. Man wird 
dann sehen, daß Garnier von der Amnestie Gebrauch gemacht hat 
und nach Baden zurückgekehrt war, trotzdem aber später „mit er— 
grautem Haupte im Kerker saß“ — so billig hat man ihn 1835 
bestochen. Und so fadenscheinig ist das Gewand der Objektivität, 
womit der Kasparkapuziner Kolb sein Gerede verkleidet hat, das in 
Wirklichkeit aber kaum geeignet war, Schulknaben irre zu führen. 
Wir haben nun schon zwei Beispiele dieser Kapuzinermanier, 
Gegenbeweife als Bestätigungen hinzustellen. „Ebbe“, sagen 
hekanntlich diese Schamanen und Bonzen des europäischen Buddhis— 
166
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.