Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Reptile und Sensationsfkribenten. 
nieren — verstanden. . . . So sind diese Briefe in ihrer wohlbe— 
rechneten Darstellungsweise, in der kaum noch ein psychologisches 
Rätsel an der Sache übrig geblieben, zugleich als die triftigste Po— 
lemik gegen die Ansicht anzusehen, welche, auf bloße Verstandes-Konse— 
Juenzen hin, die ganze Erscheinung Kaspar Hausers als einen Be— 
trug annihilieren möchte. Th. M.“ Erst am 11. Juni 1834 
(Nr. 175) erschien Merkers (wie immer schneidige) Replik: Phantasie 
und Wirklichkeit. „So unwiderstehlich uns Wieland in seinem Oberon 
umstrickt, so glücklich Webers Harmonien den Zauber der aus dem 
herrlichen Werke auf die Bühne übertragenen Scenen erhöhen, so 
giebt es dennoch kein Horn des Oberon, keinen Elfenkönig und keine 
dienstbaren Geister, welche die Sterblichen durch die Lüfte tragen. 
Wir würden nur lächeln, wenn ein bis dahin mit dem Zauber der 
Dichtkunst, der Musik und mit den Scenerien der Bühne unbekannter, 
don Entzücken ergriffener Zuschauer uns die Wirklichkeit der Phantasie— 
bilder beweisen wollte, weil er sie mit seinen leiblichen Augen ge— 
sehen, mit seinen Sinnen aufgefaßt habe.“ Nachdem Merker das 
Leichentuch auch als psychologischen Roman für verfehlt erklärt (‚Wann 
haben drei Menschen über ein in ihrem Kreise begangenes großes 
Verbrechen solche Briefe geschrieben oder werden dergleichen schreiben, 
wie die vorliegenden?“), betont er mit Recht die verderblichen Folgen 
des Romans für flüchtige Leser. Warum aber erst so spät? Weil 
ihm (man würde eher an 1854, als an 1834 denken) die Aufnahme 
seiner Antwort durch die Staatszeitung verweigert worden ist, 
und er dieselbe erst durch eine Eingabe (vom 11. Juni) an den 
Minister Ancillon erzwungen hat! Auch von Otterstedt hat mit 
dem genannten Minister über die anonyme Schrift, welche „aller— 
dings den Verdacht begünstigt, die über die hohe Geburt des K. H. 
berschiedentlich verbreitet worden ist,“ korrespondiert. Kolb legt das 
Leichentuch dem Theologen Marheineke (1780 —1846) bei. Ist das 
richtig und bedenkt man dabei, daß M. ein Hegelianer war (mein 
Exemplar ist dem damaligen Haupt der Schule gewidmet: „Herrn 
Professor Rosenkranz in Königsberg zum Dank für die köstliche Po— 
lemik gegen Bachmann“), so scheinen die Initialen der Staatszeitung 
dine höchst bedenkliche Selbstbelobung zu verraten! Wir haben schon
	        
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