XIX.
Reptile und Sensationsskribenten.
„Ueberblicke ich kurz Alles, was in der Kaspar-Hauser-Geschichte zu—
ammengewirkt hat —, alle die menschlichen Vorurtheile, Rücksichten,
Schwächen, Einflüsse, und wie die Verkehrtheiten alle heißen mögen —,
so wird mir's ganz eigen zu Muthe, und ich muß um meines gehabten
besseren Glaubens willen an die Menschheit wünschen, daß ich von K. H
nie etwas gesehen hätte.“
Lehrer J. G. Meyer an Lord Stanhope, den 28. Februar 1835.
Gerade als das Untersuchungsgericht zu Ansbach die ersten Er—
gebnisse seiner mühsamen Nachforschungen in München vorlegte, hatte
sich dort ein Verlästerungsreptil herbeigeschlichn. Am 10. Januar
1834 meldete sich ein unzufriedener Unterthan Badens, der Spiel—
pächter Wilhelm Becht auf Einraufshof bei Bad Brückenau
(Bayern) mit einem Schreiben an einen Staatsrat in München, wie
nur die allbekannte Species Lump des Genus Mensch so etwas zu
leisten vermag.
„Hochwohlgeborener, Insonders hochzuverehrender Herr Staatsrath!
Wenn ich in Vertrauen auf Ihre mir anerkannte Biederkeit die Feder
ergreife, so ist es mir von einer Seite im jetzigen Augenblick nicht ohne
Interesse, Sie allverehrter Herr Staatsrath von () so Manchem zu behelligen.
Die Caspar Hausersche Geschichte könnte vielleicht durch den Weg, den
ich Euer Hochwohlgeboren angeben will und kann, ans Licht befördert
werden, nämlich — Es würde von großem Belang sein, wenn man genau
ermittelte, ob der unter Carl Ludwig und Leopold von Baden befindliche
Director des Ministeriums des Auswärtigen und des Großherzoglichen
Hauses, Major von Hennenhofer, zur Zeit als der Unglückliche ermordet